Zorrilla

[996] Zorrilla (spr. dsorrillja), 1) (Z. y Moral) Jose, span. Dichter, geb. 21. Febr. 1817 in Valladolid, gest. 23. Jan. 1893 in Madrid, machte seine ersten Studien bis 1832 in der Adelsschule in Madrid, unternahm dann eine Reise ins Ausland und widmete sich nach seiner Rückkehr, dem Willen des Vaters gehorchend, in Toledo dem Rechtsstudium, worauf er eine Magistratsstelle in seiner Vaterstadt erhielt. Aber von jeher hatte er sich mehr von Poesie und literarischen Beschäftigungen angezogen gefühlt. Mit seinem Vater darüber zerfallen, entfloh er endlich, wiewohl ganz mittellos, nach Madrid, wo ihn der tragische Tod und das Leichenbegängnis des Dichters Larra (1837) zu einer Elegie begeisterten, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Kurz darauf erschien der erste Band seiner Gedichte (1837), die zwar Beifall fanden, aber doch eine zu starke Nachahmung der neuen Romantiker Frankreichs, namentlich Victor Hugos und Lamartines, zur Schau trugen. Dagegen zeigte er sich in einer zweiten Gedichtsammlung (1839), namentlich aber in seinen »Cantos del trovador« (1840–41, 3 Bde.), als lyrischer und beschreibender Dichter in seiner ganzen Originalität und begründete damit seinen Ruhm. Später folgten: »Flores perdidas« (1843); das ungemein beliebte Epos »Granada« (1852 und 1895, 2 Bde.); »Poema religioso« (1869); »Composiciones varias« (1877); die »Leyenda del Cid«; die autobiographischen »Recuerdos del tiempo viejo« (1880–83, 3 Bde.); »El cantar del Romero«; »Composiciones varias« (1879); »Gnomos y mujeres«; »Poesias« (3. Aufl. 1893); »Ecos de las montañas« (1894); »De Murcia al cielo«, »Mi ultima briga«, »A escape y al vuelo«. Eine gute Auslese bieten die »Poesias« (neueste Aufl. 1905). Die Hauptquellen seiner Begeisterung sind das Nationalgefühl, die poetische und legendenhafte Tradition Spaniens. Ein echter Troubadour. besingt er den Ruhm des Vaterlandes, die Taten, die Ehre, den religiösen Glauben des spanischen Volkes, die ritterliche Liebe und Courtoisie. Seine Lyrik hat etwas Orientalisches und glänzt durch die Farbenpracht der Schilderungen; in bezug auf die Form ist er unübertroffen. Seine Romanzen sind eine wesentliche Bereicherung der in dieser Gattung schon so hervorragenden spanischen Literatur. Die gleiche Richtung verfolgte Z. übrigens auch in seinen zahlreichen Dramen, unter denen »El zapatero y el rey«, »Sancho Garcia«, »A buen juez mejor testigo«, »Traidor, inconfeso y martyr« (3. Aufl. 1865, aufgenommen in die »Joyas del Teatro Español«) bekannt geworden sind, ganz besonders aber seine in 20 Tagen vollendete religiös-phantastische Bearbeitung der Don Juan-Sage: »Don Juan Tenorio« (1844; deutsch von G. H. de Wilde, Leipz. 1850; von Fastenrath, Dresd. 1898; franz. von A. Fouquier, Par. 1882; ital. von Zocchi, Mail. 1884). Z. lebte viele Jahre hindurch abwechselnd in Paris und Brüssel, begab sich von da nach Mexiko, wo ihn der Kaiser zum Hofdichter ernannte, kehrte aber nach dem Sturze Maximilians nach Madrid zurück. Seine daselbst gehaltenen Vorlesungen erschienen zum Teil gesammelt als »Lecturas publicas« (1877). Im J. 1885 wurde er Mitglied der spanischen Akademie. Die spanischen Cortes bewilligten ihm einen Ehrensold, und auf Veranlassung des Liceo von Granada wurde er 22. Juni 1889 im Namen des spanischen Volkes, das in ihm seinen nationalsten Poeten verehrt, in der Alhambra feierlich zum Dichter gekrönt. Im Oktober 1900 wurde ihm in seiner Geburtsstadt ein Denkmal errichtet (von Carretero). Seine Dramen (23 Stücke) erschienen 1847 in Paris. Eine Gesamtausgabe seiner Werke: »Obras dramaticas y liricas«, ist im Erscheinen (bis 1905: 4 Bde.). Vgl. E. Ruiz Morales, La coronacion de Z. (Madr. 1889).

2) Manuel Ruiz, s. Ruiz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 996.
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