Rosebery

[145] Rosebery (spr. rōs'bĕrì), Archibald Philip Primrose, Graf, engl. Staatsmann, geb. 7. Mai 1847 in London, erhielt seine Bildung in Eton und Oxford, erbte 1868 von seinem Großvater die Peerswürde, bekam durch die Heirat mit Hannah v. Rothschild (gest. 19. Nov. 1890) ein großes Vermögen und wurde 1881 von Gladstone zum Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern ernannt. Nachdem er dies Amt 1883 niedergelegt hatte, trat er 1885 als Geheimsiegelbewahrer und erster Kommissar der öffentlichen Arbeiten wieder in das Kabinett ein, das jedoch schon im Juni 1885 zum Rücktritt genötigt wurde. In Gladstones drittem Ministerium (Januar bis Juli 1886) war R. Minister des Auswärtigen, und denselben Posten erhielt er, als Gladstone im August 1892 zum viertenmal an die Spitze der Regierung trat, nachdem er in der Zwischenzeit den Vorsitz des Londoner Grafschaftsrates mit großem Erfolg geführt hatte. Als Gladstone im März 1894 sein Amt niederlegte, wurde R. sein Nachfolger als Premierminister und erster Lord des Schatzes, während er die auswärtigen Angelegenheiten an Lord Kimberley abgab. In dieser Stellung entsprach er indes den auf ihn gesetzten Erwartungen nicht; die kleine Mehrheit der Regierung im Unterhause schmolz immer mehr zusammen, und R., der die Zügel seinen Händen entgleiten sah, reichte im Juli 1895 infolge einer Niederlage im Unterhause seine Entlassung ein und trat auch infolge eines Zwiespalts mit Gladstone über die gegen die Türkei zu befolgende Politik 1896 von der Führung der liberalen Partei zurück. Von da an nahm er eine unabhängige Haltung ein und stimmte nicht immer mit den liberalen Parteiführern des Unterhauses überein. 1903–05 bekämpfte er Chamberlains Schutzzollpolitik auf das lebhafteste, trat aber dessenungeachtet in die im Dezember 1905 gebildete liberale Regierung nicht ein. R. schrieb Biographien des jüngern Pitt (Lond. 1892) und Robert Peels (das. 1899); »Napoleon, the last phase« (1900, 2. Aufl. 1904; deutsch, Leipz. 1901). Eine Sammlung seiner Reden[145] erschien 1896. Vgl. Wallace, Lord R. His words and his work (Lond. 1894); Jeyes, The Earl of R. (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 145-146.
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