Rucellai

[215] Rucellai (spr. rutschellāi), 1) Bernardo, ital. Gelehrter, geb. 1449 in Florenz, gest. daselbst 7. Okt. 1514, Schwager Lorenzos de' Medici, war Mitglied der Platonischen Akademie und auch politisch tätig. Er lieferte unter anderm eine sehr gelehrte Topographie des alten Rom (»De urbe Roma«). In seinen berühmten Gärten, seit 1494 Sitz der genannten Akademie, wurde 1522 das Komplott gegen den Kardinal Giulio de' Medici angezettelt, das der Akademie ein Ende bereitete. Vgl. Passerini, Genealogia e storia della famiglia R. (Flor. 1861).

2) Giovanni, ital. Dichter, Sohn des vorigen, geb. 20. Okt. 1475 in Florenz, gest. im April 1525 in Rom, wurde 1494 mit den Medici verbannt und lebte hierauf in Rom, wo er auch die meisten seiner Werke schrieb. Mit den Medici kehrte er 1512 nach Florenz zurück und erhielt mehrere ehrenvolle Ämter, denen er jedoch nach der Erhebung seines Vetters Leo X. auf den päpstlichen Stuhl entsagte, um in den geistlichen Stand zu treten. Leo stellte ihn an seinem Hof an (1515) und unter Clemens VII. wurde er Gouverneur der Engelsburg. Seine Tragödie »Rosmunda« (verfaßt 1515, gedruckt Siena 1525) ist nächst der »Sofonisba« Trissinos die älteste regelmäßige italienische Tragödie und zeichnet sich durch kunstvollen Bau aus. »Oreste« dagegen ist nur eine verwässerte Nachahmung der »Iphigenia« des Euripides. Sein Ruhm als Dichter beruht vorzugsweise auf dem Lehrgedicht »Le api« (verfaßt 1524, gedruckt zuerst o. O. 1539, Vened. 1539 u. ö., am besten Padua 1718, Mail. 1826), einer freien Nachbildung und Erweiterung des 4. Buches der »Georgica« Vergils und einem der besten Gedichte seiner Art in der italienischen Literatur. Rucellais sämtliche Werke erschienen Padua 1772; neue Ausgabe mit Biographie von Mazzoni (Bologna 1887). Vgl. Mazzoni im »Propugnatore«, neue Serie, Bd. 3 (1890).[215]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 215-216.
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