Söul

[626] Söul (koreanisch, spr. schaul, »Hauptstadt«, eigentlich Hanjang, »nördlich vom Han«), Hauptstadt von Korea, unter 37°31' nördl. Br. und 127°7' östl. L., 5 km von dem rechten Ufer des Hanflusses, 45 km (nach dem Stromlauf 120 km) von dessen Mündung in das Gelbe Meer bei Chemulpo, der aber nur bis Mapon, 20 km unterhalb der Stadt, schiffbar ist. S. erstreckt sich zwischen zwei Höhenzügen, 5 km lang, 4,5 km breit, und hat 4–8 m hohe, 16 km lange, elende Mauern mit vier großen und vier kleinen Toren, enge und schmutzige Straßen (nur die beiden von N. nach Süden und von O. nach W. laufenden Hauptstraßen sind fahrbar) mit niedrigen und ärmlichen Häusern und weite, öde Plätze. Im Zentrum steht der Tschongkak, ein hölzerner Turm mit Glocke, die das Zeichen zum Öffnen und Schließen der Tore gibt. Im N. liegen in einem 2,6 qkm großen, von 12 m hoher Mauer umgebenen Raum die weitläufigen Gebäude der königlichen Familie, unter denen nur eine Audienzhalle und der Ahnensaal bemerkenswert sind. S. hat ferner eine kath. Kathedrale, aber keine einheimischen Tempel, nur eine zerstörte prächtige Pagode und (1902) 196,646 Einw. S. ist Sitz des Generalkommissars der Seezollämter und eines deutschen Berufskonsuls. Die Industrie ist ganz unbedeutend; der Handel, dem S. für die Fremden seit 1896 geöffnet ist, geht über Chemulpo (s. d.), mit dem S. ebenso wie mit Fusan und Widschu telegraphisch verbunden ist. Eisenbahnen führen nach Chemulpo, Fusan und Widschu, eine Linie nach Wönsan ist im Bau. – S. wurde nach der Zerstörung der frühern Hauptstadt Sunto durch die Japaner 1392 zur Hauptstadt erhoben, 1637 durch die Mandschu fast ganz zerstört, im Juni 1894 von Japan besetzt, aber 1895 wieder geräumt. Am 23. Febr. 1904 wurde in S. zwischen Japan und Korea ein Vertrag geschlossen, der den Japanern einen entscheidenden Einfluß in Korea sichert (vgl. Korea, S. 493).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 626.
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