Sadduzäer

[409] Sadduzäer (hebr. Zedukim), die Oppositionspartei der konservativen Pharisäer (s. d.), als deren Stifter die jüdische Tradition mit Unrecht Zadok, Schüler des Antigonus aus Socho, um 200 v. Chr., nennt, während andre mit größerer Wahrscheinlichkeit auf den Zadok, der zu Davids und Salomos Zeit Hoherpriester war, zurückgehen. Die Ableitung des Namens von Zaddik (der Gerechte) ist endgültig aufgegeben. Die Zadokiten oder S. sind die Mitglieder des herrschenden Priesteradels, die im Zeitalter der Hasmonäer und Herodäer in einen sozialen, politischen und theologischen Gegensatz zu den bei weitem zahlreichern Pharisäern als der eigentlichen Volkspartei getreten waren. Sie erkannten nur die schriftliche Thora, die fünf Bücher Moses, als verbindlich an und verwarfen die gesamte im Laufe der Jahrhunderte durch die Schriftgelehrten ausgebildete traditionelle Auslegung und Weiterbildung des Gesetzes. Darum standen sie auch den glühenden Zukunftserwartungen der Pharisäer kühl gegenüber. Sittenstreng und tugendhaft, lehrten sie, die freien Handlungen der Menschen seien bloß durch deren eignen Willen bedingt, und es hänge somit Glück oder Unglück des Menschen rein von seinem eignen Verhalten ab, während nach der pharisäischen Dogmatik die göttliche Vorsehung alles zuvor geordnet hat. Sie verwarfen den Glauben an die leibliche Auferstehung und an eine künftige Vergeltung und leugneten die Existenz von Engeln und Geistern. Gewisse theologische Grundsätze dieser religiös-politischen Partei lebten später unter den Karäern (s. d.) wieder auf. Vgl. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, 3. Aufl., Bd. 2 (Leipz. 1898), S. 406 ff.; Literaturangaben daselbst, S. 380 ff.; Hölscher, Der Sadduzäismus (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 409.
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