Saint Paul [1]

[447] Saint Paul (spr. ßäng poll), franz. Insel im Indischen Ozean (38°43´ südl. Br. und 77°31´ östl. L.), 60 km südlich von (franz.) Neu-Amsterdam, 7 qkm groß; ein großer Vulkan in Hufeisenform, der nach NO. offen ist, wo ein schmaler, für Seeschiffe infolge Barre unpassierbarer Zugang ins Innere zu dem von Meerwasser erfüllten Kratersee führt. Hier treten heiße Quellen zutage, während die bis 271 m hohen, steilen Kraterwände bedeckt sind mit grau und rötlich getönten. Schichten von Asche, Basalt und Doleritlaven und dazwischen sich Moose und hohe Grasbüsche sowie auf der Strandterrasse viele Florideen finden. Sträuche und Bäume fehlen, ebenso Süßwasser. Dagegen herrscht großer Reichtum an Pinguinen und im Kratersee wie im umgebenden Meer an Fischen, die von der kleinen Fischerkolonie eingesalzen und nach Mauritius oder Réunion verschickt werden. Der Meeresboden um S. muß von einem Wald von unterseeischen Korallen bedeckt sein. Weder Australien- noch Ostindienfahrer laufen die Insel regelmäßig an. 1617 von Holländern entdeckt, 1633 durch van Diemens benannt, wurde sie 1857 von der österreichischen Novara-, 1899 von der deutschen Tiefsee Expedition erforscht, 1903 von der deutschen Südpolarexpedition auf ihrer Heimreise angelaufen. 1874 beobachteten hier die Franzosen den Venusdurchgang und ergriffen 1872 von dem Eiland Besitz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 447.
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