Korallen

[476] Korallen (hierzu Tafel »Korallen I und II« und Farbendrucktafel »Lebende Riffkorallen«), Skelette von gewissen Hydromedusen und (vorwiegend) Korallpolypen, und zwar nach der Beschaffenheit des Skeletts Horn- oder Kalkkorallen; die meisten Hydromedusen und manche Korallpolypen bilden kein festes Skelett oder enthalten doch nur zerstreute Kalkkörperchen; die Bildung der K., d. h. des Skeletts, erfolgt in Stöcken. Diese setzen sich aus einer großen Zahl von Einzeltieren zusammen, die einen einfachen Bau zeigen, nämlich den eines Schlauches, an dessen einem Ende sich die von Tentakeln umgebene Mundöffnung befindet (Tafel II, Fig. 9 u. 7), die in das Innere (Magen) führt. Mit ihren innern Höhlungen stehen die Tiere unter sich in Verbindung, so daß die von den Einzeltieren bereiteten Nährsäfte der Gesamtheit zugute kommen. Die Kolonien entstehen dadurch, daß sich an den Einzeltieren Knospen bilden, die miteinander verbunden bleiben. Allmählich sterben die ältern Exemplare ab, indes die jüngern, aus ihnen hervorgegangenen weiter wachsen und sich auf dieselbe Weise vermehren. (Näheres s. Korallpolypen und Hydromedusen.) Das Wachstum ist keineswegs langsam, so war nach Darwin ein im Persischen Meerbusen versunkenes Schiff schon nach 20 Monaten mit einer Korallenkruste von 60 cm Dicke bedeckt. Daher sind die K. für die Struktur der Erdoberfläche in Gegenwart und Vergangenheit von großer Bedeutung, ganz besonders die Korallenriffe bildenden Arten (s. Koralleninseln und Tafel »Lebende Riffkorallen«). Aus der Gruppe der Korallpolypen sind interessante lebende Vertreter die folgenden: 1) von den Octactinia die Edelkoralle (Tafel I, Fig. 1–3, und Tafel »Aquarium I«, Fig. 27), die Seefeder (Pteroides, Tafel I, Fig. 4), die weiße Koralle (Isis), die Horn- oder Rindenkoralle (Gorgonia, Tafel I, Fig. 5 u. 6), die Orgelkoralle (Tubipora, Tafel II, Fig. 6) und Sympodium (Tafel I, Fig. 13). – 2) Von den Hexactinia die mit vielen Poren versehenen Schwammkorallen oder Madreporen (Madrepora, Tafel II, Fig. 1 u. 2), Lochkorallen oder Poriten (Porites, Tafel II, Fig. 4 u. 5) und Knospenkorallen oder Dendrophyllien (Dendrophyllia, Tafel II, Fig. 7 u. 8; diese und Astroides auf Tafel »Aquarium I«, Fig. 17 u. 32, abgebildet), die porenlosen Pilzkorallen oder Fungien (Fungia, bei den Chinesen als Reibeisen benutzt), Sternkorallen (Astraea, Tafel I, Fig. 10), Labyrinth- oder Hirnkorallen (Mäandrine, Heliastraea, Tafel II, Fig. 10–12), Trachyphyllia (Tafel I, Fig. 7), Seria topora (Fig. 8), Sarcophytum (Fig. 11), Hyalopathes (Fig. 12), Ammothea (Fig. 14), Blastotrochus (Tafel II, Fig. 9). Eine sehr zierliche Tiefseekoralle, Leptopenus discus, deren Kalkgerüst ein regelmäßiges, zartes Radnetz mit seinen Speichen bildet, zeigt Tafel II, Fig. 3. Von den K. werden besonders die Edelkoralle (s. d.) und die weiße Koralle (Isis nobilis) auf Schmucksachen verarbeitet. Von den versteinerten K. verdienen Erwähnung: Calamopora, Catenipora, Halysites, Omphyma und Streptelasma (s. Tafel »Silurische Formation I«, Fig. 8, 11, 15 u. 16), Pleurodictyum und Cyathophyllum (s. Tafel »Devonische Formation I«, Fig. 2–5), Chaetetes und Zaphreutis (s. Tafel »Steinkohlenformation I«, Fig. 6 u. 10), Thamnastraea, Astraea, Montlivaultia und Thecosmilia (s. Tafel »Juraformation I«, Fig. 2, 4, 5 u. 7), Cyclolites (s. Tafel »Kreideformation I«, Fig. 10) und Turbinolia (s. Tafel »Tertiärformation I«, Fig. 3). Zu den Hydromedusen gehören dagegen die Hydrokorallen, nämlich die Milleporiden oder Punktkorallen (Millepora) und Stylasteriden (Stylasteridae). Vgl. Dana, Corals and coral-islands (3. Ausg., New York 1890); Lacaze-Duthiers, Histoire naturelle du Corail (Par. 1864); Haeckel, Arabische K. (Berl. 1876); Klunzinger, Die Koralltiere des Roten Meeres (das. 1878–79, 3 Tle.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 476.
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