Salĭer [2]

[467] Salĭer (Salii, »Tänzer«), bei den Römern zwei uralte Priesterkollegien von je zwölf patrizischen Mitgliedern, das ältere der Salii Palatini, nach seiner Kurie auf dem Palatinischen Hügel, und das der Salii Agonenses oder Collini, nach seinem Versammlungsplatz auf dem Agonalischen oder Quirinalischen Hügel bei der Porta Collina benannt. Der Kult beider galt demselben Gott, bei den Palatini unter dem Namen des Mars, bei den andern unter dem Namen des Quirinus, und wurde gemeinsam ausgeübt. Die Haupttätigkeit der S. fiel in den März, den Anfang der Kriegszeit, wo sie die heiligen Lanzen und Schilde, Ancilia (s. Ancile), aus der Regia holten, und in den Oktober, den Schluß der Kriegszeit, wo sie dieselben wieder zurückbrachten. In gestickter Tunika, ehernem Brustpanzer und spitzem Helm, mit einem Schwert umgürtet, einen der heiligen Schilde am linken Arm, in der Rechten einen Stab, unter Vorantritt von Trompetern hielten sie Umzüge durch die Stadt und führten an heiligen Orten, die Schilde mit den Stäben schlagend, einen Tanz im Dreitakt auf, wobei sie Lieder, die sogen. Axamenta, in uraltem Wortlaut fangen, die ihnen selbst nicht mehr verständlich und schon im Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. Gegenstand gelehrter Erklärung waren; in diesen Liedern (Sammlung der Bruchstücke in »Carminum Saliarium reliquiae« von Maurenbrecher, Leipz. 1894) wurden außer Mars noch andre Gottheiten (Janus, Jupiter, Juno, Minerva) angerufen, in der Kaiserzeit auch die Namen einzelner Kaiser. Jeden Tag endete die Prozession an bestimmten Stationen, wo die Schilde aufbewahrt und die S. mit einem seiner Pracht wegen sprichwörtlichen Mahl bewirtet wurden. Vgl. Helbig, Sur les attributs des Saliens (Par. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 467.
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