Sarátow [2]

[604] Sarátow (Ssaratow), Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), an der hier stark versandenden Wolga, Knotenpunkt an der Eisenbahn Rjasan-Uralsk, hat ein Kloster und 38 griechisch-orthodoxe, 2 römisch-katholische und eine luth. Kirche, eine Synagoge, 97 Lehranstalten, darunter 15 mittlere, ein Theater, 12 Zeitschriften, darunter 3 Tageszeitungen und eine deutsche Zeitschrift, das Radischtschew-Museum, 2 städtische Banken und Abteilungen der Staats- und mehrerer Residenzbanken, eine Warenbörse und (1900) 143,431 Einw. S. ist einer der bedeutendsten Handelsplätze an der Wolga mit sehr ansehnlichem Handel in Getreide, Mehl, Kleie, Ölsaaten, Naphtha und in industrieller Beziehung namentlich durch seine großen Getreidemühlen und Ölschlägereien bemerkenswert. S. ist Sitz eines griechischen und eines römisch-kath. Bischofs, denen Konsistorien zur Seite stehen. – Jenseit der Wolga liegt, durch Dampftrajekt verbunden, die große Sloboda Pokrowskaja, die, obschon zum Gouv. Samara gehörend, eine Vorstadt von S. bildet. – S. wurde 1592 gegen die Einfälle nomadischer Stämme auf dem linken Ufer der Wolga gegründet, nach sechs Jahren aber durch letztere zerstört und auf das rechte Ufer verlegt. Der Kosak Stenka Rasin eroberte die Stadt (1671). Der erste Schritt zur Erweiterung des Ortes geschah 1700 durch Ansiedelung hierher gesandter ackerbautreibender Soldaten. Am 7. Aug. 1774 wurde die Stadt durch Pugatschew geplündert und 1781 von der Kaiserin Katharina II. zum Sitz eines Statthalters erhoben. Im 19. Jahrh. wurde S. durch Feuersbrünste fünfmal fast vernichtet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 604.
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