Schönbrunn

[949] Schönbrunn, 1) kaiserliches Lustschloß in Wien, 13. Bezirk (Hietzing), am rechten Ufer des Wienflusses, an der Wientallinie der Stadtbahn, war schon unter Kaiser Matthias ein Jagdschloß, ward unter Leopold I. nach Plänen von Fischer v. Erlach begonnen, unter Maria Theresia 1744–50 vollendet und dient seither dem Hofe im Frühsommer und Herbst zum Aufenthalt. Die Hauptfront ist 156 m lang; mit Einschluß der Nebengebäude zählt man 1441 Gemächer. Sehenswert sind die Schloßkapelle, die große und kleine Galerie mit Spiegelwänden und Plafondgemälden, die drei Landschaftszimmer, das Zimmer mit den Hamiltonschen Gemälden, der Zeremoniensaal und das Theater. An der Südseite des Schlosses dehnt sich ein im französischen Geschmack des 18. Jahrh. angelegter, 197 Hektar großer Park aus, der dem Publikum offen steht. Das schöne Parterre vor der Gartenfront des Schlosses ist mit 32 Marmorstatuen geziert und durch einen Neptunbrunnen sowie durch die auf der Anhöhe (237 m). sich erhebende Gloriette, eine 95 m lange, 19 m hohe offene Säulenhalle (mit schöner Aussicht von der Plattform), abgeschlossen. Der westlich anstoßende Teil. gegen Hietzing enthält einen zoologischen und einen botanischen Garten mit Palmenhaus, der östliche Teil gegen Meidling den »schönen Brunnen«, nach dem das Schloß benannt ist, ferner eine künstliche römische Ruine und einen Obelisken. In S., wo Napoleon I. 1805 und 1809 sein Hauptquartier hatte, wurde 26. Dez. 1805 der zu Preßburg abgeschlossene Friede bestätigt und 14. Okt. 1809 der Wiener Friede abgeschlossen (s. Österreich, S. 194). 1832 starb hier sein Sohn, der Herzog von Reichstadt. Vgl. Leitner, Monographie des kaiserlichen Lustschlosses S. (Wien 1875); Weller, Die kaiserlichen Burgen in Bild und Wort (das. 1880) und die beschreibenden Führer von Freudenreich (2. Aufl., das. 1895), Kronfeld (2. Aufl. 1891), Knauer (2. Aufl. 1900); Sauerhering, Die Entstehung des Friedens von S. 1809 (Leipz. 1889). – 2) Wasserheil- und Molkenkuranstalt im schweizer. Kanton Zug, zur Gemeinde Menzingen gehörig, 698 m ü. M.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 949.
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