Schützen

[88] Schützen, meist soviel wie Jäger; früher Truppen mehrerer deutscher Kleinstaaten, jetzt führen nur noch ein Bataillon des preußischen Gardekorps und das sächsische Regiment Nr. 108 den Namen S. Ersteres, das Gardeschützenbataillon, wurde 1815 aus freiwilligen Neuchâteller S. gebildet. Österreich hat in Tirol zwei Landesschützenregimenter zu drei Bataillonen, eine Division berittene Tiroler und eine Eskadron berittene Dalmatiner Landesschützen (alles Landwehrtruppen). Rußland hat Schützenbrigaden. – Der infanteristische Einzelkämpfer heißt im heutigen Sprachgebrauch Schütze (in Österreich Plänkler, in Frankreich Tirailleur). Da im modernen Krieg auf selbständige, wohlüberlegte Anwendung der Waffe durch den einzelnen S. und auf seine moralischen Eigenschaften sehr viel ankommt, so ist die Erziehung zum S. das Endziel der infanteristischen Ausbildung. Das Gefecht in zerstreuter Ordnung nennt man Schützengefecht, die zerstreute Ordnung selbst Schützenlinie, Schützenschwarm, in Österreich Schwarmlinie; sie ist die Hauptkampfform der Infanterie, das von ihr abgegebene Feuer heißt Schützenfeuer, dessen Schnelligkeit, abgesehen von dem erreichten Ausbildungsgrad, nur von der Sichtbarkeit und Wichtigkeit des Zieles abhängen soll (Schwarmsalven gibt es nicht mehr). Eine zusammenhängende, im Gelände für S. ausgehobene Deckung heißt Schützengraben, in tiefen Gräben ist an der Innenseite ein Schützenauftritt angebracht, von dem aus die S. feuern. Da die Schützenlinie mit ihrem Feuer sich an den Feind heranarbeitet und damit ganz wesentlich zur Entscheidung beiträgt, nennt man die moderne Infanterietaktik auch geradezu Schützentaktik.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 88.
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