Scharff

[698] Scharff, Anton, Bildhauer und Medailleur, geb. 10. Juni 1845 in Wien, gest. daselbst 6. Juli 1903, machte seine Studien auf der dortigen Kunstakademie, bildete sich dann unter der Leitung des Direktors im Hauptmünzamt Radnitzky und bei J. D. Böhm für die Medailleurkunft aus und wurde 1861 als Kunsteleve in das k. k. Münzamt aufgenommen. 1868 wurde er k. k. Münzgraveur und 1881 Leiter der Graveurakademie des Hauptmünzamts, nachdem er durch zahlreiche Entwürfe für Medaillen die Medailleurkunst durch Anschluß an die klassischen Muster der Renaissancezeit wieder gehoben und zu hoher Vollendung gebracht hatte. Er bewegte sich mit gleicher Meisterschaft im Bildnis wie in der allegorischen und genrebildlichen Darstellung und wußte mit seinem Gefühl die stilistischen Gesetze seiner Kunst innezuhalten. Von seinen Medaillen und Plaketten sind die auf die Vollendung[698] des Wien er Rathauses, auf die 200jährige Feier zur Erinnerung an die Befreiung Wiens durch die Türken, auf das Jubiläum der Universität Graz, auf das 50jährige Regierungsjubiläum der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland (s. Tafel »Medaillen III«, Fig. 4), auf Gottfried Keller (Tafel II, Fig. 4 u. 5), auf die Enthüllung des Maria Theresia-Denkmals in Wien (Tafel III, Fig. 3), auf den 70. Geburtstag Rudolf Virchows und auf die Eröffnung der Brücke von Costanza in Rumänien, ferner die Bildnisse von Brahms, Hans v. Bülow, Johann Strauß, Goldmark, Lewinsky etc. hervorzuheben. S. hat auch Entwürfe für größere dekorative Arbeiten (Friese, Kaminfüllungen etc.) geschaffen. Vgl. Domanig, Anton S. (Wien 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 698-699.
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