Schaumann [2]

[708] Schaumann (spr. schōmann), 1) Frans Ludvig von, finnländ. Theolog und Politiker, geb. 24. Sept. 1810 bei Åbo, gest. 28. Juni 1877 in Borgå, aus einem 1686 in Schweden geadelten, deutsch-kurländischen Geschlecht, wurde 1837 Adjunkt, 1847 Professor der Theologie an der Helsingforser Universität und 1865 lutherischer Bischof in Borgå. Streng konstitutionell gesinnt, spielte er nach dem Regierungsantritt Alexanders II. im öffentlichen Leben eine bedeutende Rolle und setzte auf dem Gebiete der Schul-, Kirchen- und Kommunalgesetzgebung im Ständelandtag (seit 1863) viele bedeutsame Reformen durch. Seine wichtigsten theologischen Schriften sind: »De constitutione regiminis ecclesiastici singulari Fenniae ratione habita« (Helsingf. 1847); »Handbok i Finlands kyrkorätt« (Bd. 1, 1853); »Praktiska teologin« (1874 bis 1877). 1857–59 gab er die »Tidskrift för finska kyrkan«, 1869–73 »Sanningsvittnet« heraus. Politischen Inhalts ist die Sammlung seiner »Tal och uppsatser rörande statsrättsliga förhållanden i Finland« (Borgå 1876).

2) Waldemar von, finnländ. Militär und Staatsbeamter, geb. 10. Aug. 1844 in Helsingfors, diente bis 1894 im finnländischen, bez. russischen Heer, wo er zum Generalmajor avancierte, wurde hierauf Gouverneur der Landeshauptmannschaft Wasa, 1896 zum Generalleutnant befördert und war 1898–1900 Mitglied des finnländischen Senats, wo er als Chef des Militärdepartements energisch für die nationale und militärische Sonderstellung des Großfürstentums eintrat. Nach dem Mordattentat seines Sohnes (s. unten) wurde er seit Juni 1904 in Petersburg, bez. Åbo in strenger Hast gehalten, im Spätherbst d. J. aber entlassen und 1905 von der Anklage des Hochverrats freigesprochen. – Sein Sohn Eugen, geb. 10. Mai 1875 in Charkow, erschoß 16. Juni 1904 aus politischen Gründen im Helsingforser Senatsgebäude den finnländischen Generalgouverneur Bobrikow (s. d.) und gab sich dann sofort selber den Tod.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 708.
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