Schweinepest

[178] Schweinepest (Schweinediphtherie, Hog-cholera), in Deutschland, den europäischen Nachbarländern und Amerika weitverbreitete Infektionskrankheit der Schweine, die früher irrtümlich zusammengefaßt wurde mit der Schweineseuche, von der sie jedoch ganz verschieden ist. Als Ansteckungsstoff galt ein Bazillus, der sich von dem der Schweineseuche namentlich durch seine Beweglichkeit und das Vorhandensein von Geißeln unterscheidet. Er gelangt vom Darmkanal aus zur Wirkung und verbreitet sich sehr leicht von Tier zu Tier und durch Zwischenträger, namentlich mit dem Schweinehandel. 1904 fand man, daß die S. durch einen filtrierbaren Ansteckungsstoff entsteht, und daß der regelmäßig sich zugesellende Bazillus eine sekundäre Rolle spielt. Charakteristisch ist die Erkrankung des Dickdarms, in dessen Schleimhaut (namentlich von den Lymphfollikeln aus) sich Geschwüre mit dicken harten Rändern bilden, die wie Knöpfe auf der Schleimhaut sitzen und von außen durch die Darmwand fühlbar werden. Daneben bildet sich oft Entzündung der Schleimhaut in Mund, Rachen und Speiseröhre, fibrinöse Bauchfellentzündung, Hautausschlag, Verklebung der Augenlider aus. Das Hauptsymptom ist Durchfall. Die Krankheit kann akut und chronisch verlaufen, tödlich ist sie meistens; die chronisch erkrankt gewesenen Schweine kümmern. Die Schweinezucht Ungarns ist durch die S. in Verbindung mit Schweineseuche so verwüstet worden, daß ihre früher so große Ausfuhrfähigkeit wahrscheinlich für lange Zeit fast aufgehoben ist. Die Pest kommt sehr häufig zugleich mit Schweineseuche in derselben Herde und bei denselben Tieren vor, wobei sich die Symptome beider Seuchen komplizieren. Wahrscheinlich bereitet die S. durch die Schädigung des Organismus den überall vorhandenen Bakterien der Seuche einen günstigen Boden. Die Pest ist aber viel weniger verbreitet als die Seuche. Veterinärpolizeilich werden in Deutschland Pest und Seuche gemeinsam, die S. mit teilweise schärfern Maßregeln, bekämpft, Seit 1898 muß jeder Seuchenverdacht (vom Besitzer) angezeigt werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 178.
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