Schwelle [2]

[201] Schwelle (Reizschwelle), dasjenige Minimum eines Nervenreizes, das zur Auslösung einer eben merklichen Empfindung notwendig ist, aber auch die kleinste Empfindungsgröße selbst. Ist die Reizgröße zu gering, so bleibt gewissermaßen die Sinnesempfindung unter der »S. des Bewußtseins« (Herbart). Ist sie einmal über die S. gehoben, so sind durch Abstufung der Reizintensität die verschiedensten Grade der Empfindung zu erzeugen. Als Unterschiedsschwelle bezeichnet man den Unterschied, der in der Stärke zweier Sinnesreize mindestens vorhanden sein muß, damit sie als verschieden empfunden werden. Der Begriff der Reizschwelle bezieht sich nicht allein auf die Intensität der Reize, sondern kann auch auf deren Extensität bezogen werden (Raumschwelle); so wird die kleinste Distanz zweier Zirkelspitzen, bei deren Berührung mit der Haut gerade noch eine doppelte Empfindung entsteht, als Schwellenwert für den Ortssinn der Haut oder als taktile Raumschwelle bezeichnet; beim Auge bezieht sich die Ermittelung der sogen. Sehschärfe ebenfalls auf die Grenze des räumlichen Unterscheidungsvermögens der Netzhaut.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 201.
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