Scudéry

[232] Scudéry (spr. ßkü-), Madeleine de, franz. Schriftstellerin, geb. 1607 in Le Havre, gest. 2. Juni 1701 in Paris, war ein hervorragendes Mitglied des Hôtel Rambouillet und schrieb vielbewunderte Romane, in denen sie unter antiken Masken und Daten Personen und Sitten ihrer Zeitgenossen schilderte; die gesuchte, schwülstige Schreibart, die lächerlich übertriebene Empfindsamkeit, Eintönigkeit und Langeweile machen sie ungenießbar. Boileaus Angriffe (seit 1665) brachten ihren Ruhm zu Falle. Der berühmteste Roman dieser »neuen Sappho«, wie ihre Bewunderer sie nannten, ist »Artamène, ou le grand Cyrus« (1649–53, 10 Bde.; 1657 erschien dazu eine sogen. clef, worin Cyrus für Condé, Mandane für Condés Schwester, Arthénice für Catherine de Rambouillet, Aristhée für Chapelain erklärt wurde etc.). Mit einem ähnlichen Schlüssel wurde auch »Clélie« (1656–60, 10 Bde.) erläutert. Neben andern RomanenIbrahim«, »Almahide« etc.) schrieb sie mehrere Serien »Conversations« und »Entretiens«, »Fables«, »Poésies légères« und »Lettres«, die noch nicht gesammelt sind. Vgl. Rathery, Mademoiselle de S., sa vie et sa correspondance (Par. 1873). – Ihr Bruder Georges de S., geb. 1601 in Le Havre, gest. 14. Mai 1667 in Paris, seit 1650 Mitglied der Akademie, hat sich weniger durch seine Tragödien als durch seine hämische Kritik von Corneilles »Cid« einen Namen gemacht. Seine Eitelkeit und Prahlerei sowie der Schwulst und die Geschmacklosigkeit seiner Poesie (besonders seines Epos »Alaric«, 1654) finden in Boileaus Satiren die verdiente Zurechtweisung. Mehrere Romane seiner Schwester erschienen zuerst unter seinem Namen. Vgl. Batereau, G. de S. als Dramatiker (Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 232.
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