Seïstan

[308] Seïstan (Sedschestan, engl. Sistan), Landschaft im Gebiet der Mündung des Hilmendflusses in den Hilmendsee an der Grenze zwischen Persien und Afghanistan und auf beide Staaten übergreifend, mit 150,000 Einw. (persische Stämme und Belutschen), ist großenteils Steppe, nur längs der Flüsse kulturfähig und bewohnbar. Die Landschaft, einst die Wiege des iranischen Volkes (vgl. Drangiane) und reich an Denkmälern der alten Zeit, erholte sich nie von den Verwüstungen, die sie im 14. Jahrh. durch Tamerlan erlitt. Seit 1862 machte sich Persien seine in steter Fehde lebenden Fürsten untertan; 1870–72 bestimmte eine englische Schiedsrichterkommission die Grenzen des persischen Besitzes gegen Afghanistan und Belutschistan. Neuerdings hat S. als Eingangspforte des indischen Handels nach Persien für England eine große Bedeutung gewonnen, die auch in der gründlichern Erforschung des Gebietes zum Ausdruck kommt, an der sich aber auch russische Forscher beteiligt haben. Die Absicht eines Eisenbahnbaues von Quetta nach S. ist bisher durch Erneuerung des russischen Eisenbahnmonopols in Persien vereitelt worden; dagegen haben die Engländer eine wichtige Handelsstraße durch das nördliche Belutschistan über Nuschki und Pischek nach S. Ende 1896 eröffnet. Der Wert der indischen Einfuhr nach S. (nebst Chorasan) auf diesem Wege betrug 1903: 11,103, der der Ausfuhr 12,434 Pfd. Sterl.; der gesamte Handelsverkehr zwischen S. und Indien belief sich auf 119,708 Pfd. in der Einfuhr, 12,434 Pfd. in der Ausfuhr. Vgl. Yate, Khurasan and Sistan (Edinb. 1900); Sykes, Ten thousand miles in Persia (Lond. 1902); S. Landor, Across coveted lands (das. 1902, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 308.
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