Seeotter [2]

[267] Seeotter (Kalan, Enhydris Licht.), Gattung der Raubtiere aus der Familie der Marder (Mustelidae) mit der einzigen Art E. marina Erxl., über 1,2 m lang, mit 30 cm langem, dickem, dicht behaartem Schwanz, kurzem, wenig abgeplattetem Schädel, stumpfer Nase mit nackter Spitze, sehr kurzem, dickem Hals, walzigem Leib, sehr kurzen Vorderfüßen mit verkürzten, durch eine Haut verbundenen, schwach bekrallten Zehen und längern flossenartigen Hinterfüßen, deren Zehen durch ganze Schwimmhäute verbunden sind (s. Tafel »Arktische Fauna«, Fig. 10). Der Pelz besteht aus langen, schwarzbraunen Grannen mit weißer Spitze und sehr seinem Wollhaar. Der S. bildet in seiner äußern Erscheinung ein Bindeglied zwischen Otter und Seehund; er findet sich an den amerikanischen und asiatischen Küsten des nördlichen Stillen Ozeans, wird aber überall seltener und ist vielfach nahezu ausgerottet. Er läuft sehr schnell, schwimmt vortrefflich, ist aber auf dem Lande leicht zu jagen. Er nährt sich von Seekrebsen, Muscheln, kleinen Fischen, Algen etc., hält sich gewöhnlich in der Nähe der Küsten auf, geht aber auch weiter ins Land und sehr gern auf Eisschollen, auf denen er oft sehr weit ins Meer hinausgetrieben wird. Wo er starker Verfolgung ausgesetzt ist, kommt er nicht mehr aus Land, sondern ruht und weidet auf den schwimmenden Tangwiesen. Das Weibchen wirft auf dem Land ein Junges, das es mit größter Sorgfalt behandelt und nur in der äußersten Not verläßt. Man jagt den S. des kostbaren Pelzes halber (s. Otterfelle), auch wird das Fleisch gegessen. Um der Ausrottung vorzubeugen, haben ihm die Russen einen Teil der Kommandeurinseln im Beringmeer, der durch einen Grenzzaun abgeschlossen ist, als Schutzbezirk eingeräumt und dabei gute Erfolge erzielt. Bei der jährlich nur einmal stattfindenden Otterjagd scheucht man die Tiere in Netze, die im Meere rings um das Ufer ausgebreitet werden, und tötet nur Tiere mit gut ausgebildetem Pelzwerk, schont aber Junge und Weibchen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 267.
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