Semler

[331] Semler, 1) Christoph, Gründer der ersten deutschen Realschule, geb. 2. Okt. 1669 in Halle, gest. daselbst 8. März 1740, studierte in Leipzig und Jena, hier namentlich angeregt von dem Mathematiker Erhard Weigel, war seit 1697 akademischer Dozent, seit 1699 auch Pfarrer und städtischer Schulinspektor in seiner Vaterstadt. In seinen »Nützlichen Vorschlägen« (1705) entwickelte er den Plan einer technisch-mathematischen Handwerkerschule, die er 1706 als »mathematische und mechanische Realschule« ins Leben rief. Die 1710 wieder eingegangene Anstalt versuchte S. 1738 als »mathematische, mechanische und ökonomische Realschule« zu beleben. Mit seinem Tode erlosch auch diese, aber das Ideal einer Realschule war durch ihn geschaffen und wirkte in seinen Zeitgenossen, namentlich auch in Joh. Jul. Hecker (s. d. 1), fort.

2) Johann Salomo, prot. Theolog, geb. 18. Dez. 1725 in Saalfeld, ward 1752 Professor in Halle und starb 14. März 1791 daselbst. Er ist der eigentliche Begründer der historisch-biblischen Kritik, zugleich Hauptvertreter des Rationalismus, jedoch Gegner der Wolfenbütteler Fragmente (s. Reimarus) sowie der unwissenschaftlichen Neologie der Basedowschen und Bahrdtschen Schule. Von seinen mehr als 150 Schriften sind hervorzuheben: »De daemoniacis« (Halle 1760, 4. Aufl. 1779); »Selecta capita historiae ecclesiasticae« (das. 1767–69, 3 Bde.); »Commentationes historicae de antiquo Christianorum statu« (das. 1771–72, 2 Bde.); »Abhandlung von freier Untersuchung des Kanons« (das. 1771–75, 4 Bde.); »Apparatus ad liberalem Veteris Testamenti interpretationem« (das. 1773); »Observationes novae, quibus historia Christianorum usque ad Constantinum magnum illustratur« (das. 1784). Vgl. seine Autobiographie (Halle 1781–82, 2 Bde.); Gastrow, Joh. Sal. S. in seiner Bedeutung für die Theologie (Gießen 1905); Karo, Joh. Sal. S. in seiner Bedeutung für die Theologie (Berl. 1905); H. Hoffmann, Die Theologie Semlers (Leipz. 1905); Zscharnack, Lessing und S. (Gießen 1905); Huber, Johann Salomo S. (Berl. 1906).

3) Heinrich, Tropenagrikulturist, geb. 18. März 1841 in Grünberg bei Gießen, gest. 7. Juli 1888 in Sansibar, machte als Kaufmann größere Reisen, ließ sich dann in Oregon, später in Kalifornien nieder und erhielt 1888 von der Ostafrikanischen Gesellschaft den Auftrag, den Plantagenbau in Deutsch-Ostafrika zu leiten, starb aber auf der Reise dorthin. Er schrieb: »Die Hebung der Obstverwertung und des Obstbaues« (Wism. 1883; 2. Aufl. von Timm, 1895); »Oregon« (Leipz. 1883); »Das Reisen nach und in Nordamerika, den Tropenländern und der Wildnis« (Wism. 1884); »Die tropische Agrikultur« (das. 1886–93, 4 Bde.; 2. Aufl. von Hindorf, Warburg und Busemann, Bd. 1–3, 1897–1903); »Tropische und nordamerikanische Waldwirtschaft und Holzkunde« (Berl. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 331.
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