Sendgrafen

[337] Sendgrafen (Sendboten, besser Königs-, Macht- oder Gewaltboten, Missi regis, regii, dominici, regales), im fränkischen Reiche Personen, die, mit besonderer Vollmacht versehen, vom König in Angelegenheiten der innern oder äußern Verwaltung oder in seinen persönlichen Angelegenheiten verwendet wurden. Unter den Karolingern wurde das Institut der Missi zu einem organischen Gliede der Reichsverwaltung ausgebildet, indem der König S. mit allgemeiner Vollmacht aussandte, um die Tätigkeit der ordentlichen Beamten zu kontrollieren und zu ergänzen; die Absendung der Missi erfolgte nun alljährlich und erstreckte sich auf das ganze Reich, das in eine Anzahl missatischer Sprengel (missatica, legationes) eingeteilt wurde. Die S. hatten insbes. in einer öffentlichen Versammlung der Bischöfe, Äbte, Grafen, königlichen Vasallen und Vögte Untersuchung über Mißbräuche in der Verwaltung zu führen, ferner durch Abhaltung besonderer Gerichtstage die ordentliche Rechtspflege zu ergänzen. Vgl. V. Krause, Geschichte des Instituts der Missi dominici (1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 337.
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