Siemieński

[450] Siemieński (spr. ßjeménjski), Lucyan, poln. Schriftsteller, geb. 13. Nov. 1809 zu Magierow in Galizien, gest. 27. Nov. 1877 in Krakau, besuchte 1824–27 das Piaristengymnasium in Lublin, studierte seit 1828 im Collegium Richelieu zu Odessa orientalische Sprachen und beteiligte sich an dem Freiheitskrieg von 1831. Er lebte dann in Lemberg, Paris, Straßburg, im Posenschen, in Brüssel und ließ sich 1846 dauernd in Krakau nieder, wo er die Zeitung »Czas« (»Die Zeit«) gründete und 1872 Mitglied der Akademie der Wissenschaften wurde. Als Dichter machte er sich zuerst bekannt durch eine vortreffliche Übersetzung der tschechischen »Königinhofer-Handschrift« (Krak. 1836). Unter seinen eignen Dichtungen (zuerst Krak. 1844, dann öfter gedruckt) verdient besonders die Romanze »Trąby w Dnieprze« Erwähnung; in seinen »Legendy polskie, ruskie i litewskie« (»Polnische, russische und litauische Legenden«, Pos. 1845) schlägt er den Ton des Volksliedes mit großem Geschick an. Ihm verdankt auch die polnische Literatur gelungene Übersetzungen der Horazischen Oden (Krak. 1869) und der Odyssee (das. 1873–74). Das historische Gebiet betrat er mit der kurzen Geschichte Polens: »Wieczory pod lipą« (»Abende unter der Linde«, Pos. 1845 u. Krak. 1870), die zu den populärsten Büchern in Polen gehört. Unter seinen Romanen verdient Erwähnung: »Muzamerit« (Pos. 1843–44). Zahllos sind seine zerstreuten literarhistorischen und kritischen Abhandlungen; sie erschienen zum Teil gesammelt unter dem Titel: »Portrety literackie« (»Literarische Porträte«, Pos. 1865–75, 4 Bde.). Eine Auswahl seiner Werke erschien 1881–82 in Warschau in 10 Bänden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 450.
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