Simferópol

[478] Simferópol (Ssimferopol, tatarisch Ak-Metschet), Hauptstadt des russ. Gouv. Taurien, am Salgir, am Nordfuß der Krimschen Berge und an der Eisenbahn Kursk-Charkow-Sebastopol gelegen, teilt sich in die tatarische Altstadt mit kleinen Häusern und engen Gassen und in die regelmäßig angelegte russische Neustadt, hat 23 griechisch-orthodoxe und je eine armenisch-gregorianische, armenisch-katholische, evangelische und römisch-kath. Kirche, 4 jüdische und 2 karaitische Synagogen und 12 Moscheen, eine Bank, 2 Gymnasien (eins für Mädchen), ein tatarisches Lehrerseminar, ein geistliches Seminar, viele Volksschulen verschiedener Nationalitäten, eine Gartenbauschule, ein naturhistorisches Museum, 7 Zeitschriften, Denkmäler Katharinas II. und des Fürsten Dolgorukij und (1900) 60,876 Einw. (ein Drittel Tataren). S. hat sehr entwickelten Garten- und Obstbau (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche), aber geringe industrielle Bedeutung. Der Handel vertreibt hauptsächlich Tabak, Getreide, Vieh, Wein und Früchte. S. ist Sitz eines griechisch-orthodoxen Bischofs, eines Mufti und des 7. Armeekorpskommandos. Unweit der Stadt sind die Überreste von Neapolis, einer von dem taurischen Fürsten Skilur und dessen Söhnen um 100 v. Chr. erbauten Stadt, die wenigstens bis zum Ausgang des 3. Jahrh. n. Chr. bestand. – Während der Herrschaft der krimschen Chane entstand an dem Ort, wo heute S. liegt, das tatarische Ak-Metschet (»weiße Moschee«), und im 17. Jahrh. war hier die Residenz des Kalgi-Sultans (des obersten Führers der Heere). 1736 verbrannten die Russen die Stadt. 1783 kam Ak-Metschet mit der ganzen Halbinsel an Rußland, wurde S. benannt und 1802 zur Gouvernementsstadt erhoben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 478.
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