Neustadt

[578] Neustadt, zahlreiche Städte, nach dem Alphabet der Länder geordnet: [Baden.] 1) (N. in Baden) Amtsstadt im bad. Kreis Freiburg, an der Wutach und der Staatsbahnlinie Freiburg-Donaueschingen (Höllentalbahn), 828 m ü. M., hat eine evangelische und eine neue kath. Kirche, eine Real- und eine Gewerbeschule, Amtsgericht, Bezirksforstei, eine Papier- und Zellulosefabrik, Uhrmacherei, Tuch- und Schraubenfabrikation, Gerberei, Granitbrüche, Sägewerke und (1905) 3559 meist kath. Einwohner. Nahebei der Luftkurort Friedenweiler mit einem Jagdschloß des Fürsten von Fürstenberg und der Hochfirst (1190 m) mit Aussichtsturm und Rasthaus. N. gehörte bis 1806 den Grafen von Fürstenberg.

[Bayern.] 2) (N. am Kulm) Stadt im bayr. Regbez. Oberpfalz, Bezirksamt Eschenbach, 551 m ü. M., zwischen dem Rauhen und Kleinen Kulm, mit Station Kemnath-N. an der Staatsbahnlinie Weiden-Neuenmarkt-Wirsberg, hat 2 evang. Kirchen, Molkerei und (1905) 866 meist evang. Einwohner. N. erhielt 1385 Stadtrecht. – 3) (N. an der Aisch) Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Mittelfranken, 283 m ü. M., Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Passau-Nürnberg-Würzburg, N.-Windsheim und N.-Demantsfürth-Ühlfeld, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, 2 Schlösser, Progymnasium, eine landwirtschaftliche Winter- und eine Präparandenschule, eine an alten Drucken reiche Bibliothek, Amtsgericht, Forstamt, Gerberei, Woll- und Baumwollwarenfabrikation, eine Borstenpräparieranstalt und Pinselfabrik, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Obst-, Hopfen- und Getreidebau und (1905) 4124 meist evangelische Einwohner. N. war Residenz des Markgrafen Albrecht Alcibiades. – 4) (N. an der Donau) Stadt im bayr. Regbez. Niederbayern, Bezirksamt Kelheim, an der Staatsbahnlinie Regensburg-Augsburg, hat 3 kath. Kirchen, Hopfenbau und Hopfenhandel, bedeutende Getreide- und Viehmärkte und (1905) 1769 kath. Einwohner. Nordöstlich der Badeort Gögging, an der Abens, mit Schwefelquellen und vortrefflichen Badeeinrichtungen. N. erhielt 1273 Stadtrecht. – 5) (N. an der Hardt) Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Pfalz, Knotenpunkt der pfälzischen Eisenbahnlinien Neunkirchen-Worms, N.-Weißenburg und N.-Monsheim, 137 m ü. M., hat 2 evangelische[578] und 2 kath. Kirchen (darunter die schöne evang. Stiftskirche von 1356 mit den Begräbnisstätten mehrerer Pfalzgrafen aus dem Geschlecht der Wittelsbacher und die kath. Ludwigskirche von 1862), eine Synagoge, einen prachtvollen Saalbau (für Versammlungen u. gesellschaftliche Zwecke), ein Bismarckdenkmal, ein Denkmal des Kommerzienrats Hetzel (Wohltäters der Stadt), ein Gymnasium, eine Realschule, eine Wein- und Obstbauschule, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, 2 Forstämter, eine Reichsbanknebenstelle, ein Nebenzollamt I, Maschinen-, Dampfkessel-, Zement-, Pressen-, Papier-, Tuch-, Trikot- und Teigwaren-, Schaumwein-, Sago-, Möbel-, Stärke-, Seifen- etc. Fabrikation, Strohflechterei, Metalltuchweberei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, bedeutenden Wein- und Obstbau, ansehnlichen Weinhandel und (1905) 18,576 Einw., davon 7165 Katholiken und 348 Juden. N. erhielt 1275 Stadtrecht. –

Wappen von Neustadt an der Hardt.
Wappen von Neustadt an der Hardt.

6) (N. an der Saale) Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Unterfranken, an der Fränkischen Saale, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schweinfurt-Meiningen, N.-Königshofen i. Grabfeld und N.-Bischofsheim v. d. Rhön, 226 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, Synagoge, ein ehemaliges Karmeliterkloster, eine Präparandenschule, Amtsgericht, Forstamt, Obstbau, bedeutende Vieh-, besonders Zuchtbullenmärkte und (1905) 2179 Einw., davon 217 Evangelische und 171 Juden. Auf der andern Seite der Saale liegt der Badeort Neuhaus (s. d. 1) mit Schloß. Vgl. Hegewald, N. an der Saale, die Kaiserpfalz, Bad Neuhaus etc. (Meining. 1880). – 7) (N. an der Waldnab) Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Oberpfalz, an der Waldnab, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien München-Regensburg-Oberkotzau und N. a. W.-Waidhaus, 420 m ü. M., hat 3 kath. Kirchen, 2 Schlösser, Amtsgericht, Waisenhaus, Glasfabriken, Glasschleiferei und (1905) 2491 Einw. In der Nähe die Ruine Sternstein.

[Braunschweig.] 8) N.-Harzburg, s. Harzburg.

[Hessen.] 9) (N. im Odenwald) Stadt in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Erbach, an der Mümling, mit Station Höchst-N. an der preußisch-hessischen Staatsbahnlinie Hanau-Eberstadt, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, eine Burgruine (Breuberg), Waisenhaus, Oberförsterei, Holzschneiderei, eine Schwerspatmühle, eine Samenklenganstalt und (1905) 789 Einw., davon 61 Katholiken und 45 Juden.

[Mecklenburg.] 10) (N. in Mecklenburg) Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, auf einer von der Elde gebildeten Insel, an der Staatsbahnlinie Ludwigslust-Neubrandenburg, hat eine evang. Kirche, 2 großherzogliche Schlösser, ein Technikum (Baugewerk-, Maschinenbau-, Bahnmeister- und Tischlerschule), Amtsgericht, Eisengießerei u. Maschinenbau, Bierbrauerei, Molkerei, 2 Dampfsägewerke und (1905) 2349 Einw. N. wurde vor 1291 gegründet.

[Preußen: nach dem Alphabet der Provinzen.] 11) (N. an der Dosse) Stadt im preuß. Regbez. Potsdam, Kreis Ruppin, an der Dosse, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Berlin-Hamburg und N.-Meyenburg, 41 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen mit Eisengießerei, eine Dampfmühle und (1905) 1052 fast nur evang. Einwohner. Unfern das Friedrich Wilhelms-Gestüt und das Landgestüt Lindenau sowie das Dorf Hohenofen mit großer Papierfabrik. N. erhielt erst 1664 vom Landgrafen Friedrich von Hessen-Homburg Stadtrechte. – 12) (N. am Rübenberg) Kreisstadt im preuß. Regbez. Hannover, an der Leine und der Staatsbahnlinie Wunstorf-Bremerhaven, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß (Landestrost), eine landwirtschaftliche Winterschule, Amtsgericht, eine Lochmaschinenfabrik, Sektkelterei, Fabrikation von Moospräparaten, Verbandstoffen, Torfstreu und Pappe, bedeutende Tischlerei, Torfgräberei und (1905) 2474 Einw., davon 109 Katholiken und 49 Juden. Westlich, am Steinhuder Meer, das Tote Moor. – 13) (N. unterm Hohnstein) Flecken und Luftkurort im preuß. Regbez. Hildesheim, Kreis Ilfeld, 260 m ü. M., früher Hauptort des stolbergischen Anteils der Grafschaft Hohnstein, ist Sitz eines Konsistoriums, hat eine evang. Kirche, ein Sanatorium und (1905) 875 Einw. Über dem Ort auf einem Porphyrfelsen, 350 m ü. M., die Ruine der im 12. Jahrh. erbauten und 1276 zerstörten Feste Hohnstein (s. d.). – 14) (N. in Hessen) Stadt im preuß. Regbez. Kassel, Kreis Kirchhain, an der Linie Kassel-Marburg der Preußischen Staatsbahn, 239 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, Synagoge, Amtsgericht, Oberförsterei, Branntwein-, Essig-, Selterwasser- und Wurstfabrikation, Plüschweberei, Ziegelbrennerei und (1905) 2068 Einw., davon 260 Evangelische und 110 Juden. – 15) (N. bei Pinne) Stadt im preuß. Regbez. Posen, Kreis Neutomischel, an der Kleinbahn Opalenitza-N., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, Synagoge, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Kesselschmiederei, mechanische Weberei, Sägemühlen, Holzbearbeitungsanstalten und (1905) 2731 Einw., davon 559 Evangelische und 186 Juden. N. wurde 1414 gegründet und hieß ursprünglich Woysino, später Lwowsk. – 16) (N. an der Warthe, poln. Nowemiastow) Stadt im preuß. Regbez. Posen, Kreis Jarotschin, an der Warthe, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Schiffahrt und (1905) 1069 Einw., davon 213 Evangelische und 66 Juden. N. erhielt 1525 deutsches Stadtrecht. – 17) N. bei Gummersbach, s. Bergneustadt. – 18) (N. bei Magdeburg) früher selbständige Stadt, seit 1. April 1887 in Magdeburg einverleibt (s. Magdeburg, S. 59). – 19) (N. in Oberschlesien) Kreisstadt im preuß. Regbez. Oppeln, an der Prudnik, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Kandrzin-Deutsch-Wette und der Eisenbahn N.-Gogolin, 266 m ü. M., hat eine evangelische und 4 kath. Kirchen, Synagoge, ein Gymnasium, ein Kloster der Barmherzigen Brüder nebst Krankenanstalt, eine Teppichknüpfschule zur Herstellung persischer Teppiche, Amtsgericht, Hauptzollamt, eine Damast- und Leinenwarenfabrik (3000 Arbeiter), Leder- u. Schuhwarenfabrikation, Bierbrauerei und (1905) mit der Garnison (ein Feldartillerieregiment Nr. 57) 20,187 Einw., davon 2859 Evangelische und 117 Juden. Hier 22. Mai 1745 und 18. Febr. 1779 Gefechte zwischen den Österreichern und Preußen; bei letzterm wurde die Stadt durch den österreichischen General Wallis in Brand geschossen. Vgl. Weltzel, Geschichte der Stadt N. (Neustadt 1870); Kleineidam, N. bis zum Dreißigjährigen Kriege (das. 1891). – 20) (N. in Holstein) Stadt im preuß. Regbez. Schleswig, Kreis Oldenburg, an der Neustädter Bucht, die hier in Verbindung mit dem Neustädter Binnenwasser einen Hafen bildet, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien [579] Neumünster-N. und N.-Heiligenhafen, hat eine schöne gotische evang. Kirche, eine Provinzial-Irrenpflegeanstalt, Amtsgericht, ein schwedisches Konsulat, Hauptzollamt, Fabrikation von Maschinen, Schmirgelpapier, Seife und Soda, Tabak, Zigarren, Mineralwasser und Zündhölzern, Schiffbau, Dampfsägemühlen, Schiffahrt, Handel mit Holz und Steinkohlen, ein Seebad (Erikabad und Marienbad) und (1905) 4773 meist evang. Einwohner. N. wurde 1244 gegründet. Südöstlich die Landspitze Pelzerhaken mit Leuchtturm. – 21) (N. in Westpreußen) Kreisstadt im preuß. Regbez. Danzig, an der Rheda, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Belgard-Danzig und der Kleinbahn N.-Prüssau, 30 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein Denkmal des Kaisers Wilhelm I., ein Gymnasium, ein evang. Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, eine Irrenanstalt, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Zigarrenfabrikation, Dampfsägemühlen, Bierbrauerei, Vieh-, Holz- und Getreidehandel und (1905) 8390 Einw., davon 3160 Evangelische und 149 Juden. In der Nähe 26 Kapellen, zu denen stark gewallfahrtet wird. N. ward 1643 vom Woiwoden Weyer angelegt und 1655 zur Stadt erhoben. Vgl. Prutz, Geschichte des Kreises N. (Danz. 1872).

[Sachsen.] 22) (N. in Sachsen, früher N. bei Stolpen) Stadt in der sächs. Kreish. Dresden, Amtsh. Pirna, an der Polenz, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schandau-Bautzen und N.-Dürrröhrsdorf, 334 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Nebenzollamt I, eine eisenhaltige Mineralquelle mit Bad, ein Emaillierwerk (300 Arbeiter), Messer- und Stahlwarenfabriken, Wagenbau, Leinweberei, Töpferei, Drahtspinnerei, Verfertigung künstlicher Blumen und (1905) 4876 Einw., davon 281 Katholiken.-23) (N. im Herzogtum Koburg, früher N. an der Heide) Stadt und Luftkurort im Herzogtum Sachsen-Koburg, an der Röthen und der Staatsbahnlinie Koburg-Lauscha, hat eine evang. Kirche, Denkmäler des Kaisers Friedrich III. und des hier gebornen Volksschriftstellers Heinrich Schaumberger, eine Industrie- und Gewerbeschule, Amtsgericht, Oberförsterei, 2 Porzellanfabriken, Puppen- und Spielwarenfabrikation, Bierbrauerei und (1905) 7415 Einw., davon 115 Katholiken. Dabei der Muppberg (516 m) mit Aussichtsturm (Prinz-Regenten- Turm). – 24) (N. an der Orla) Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Vim Großherzogtum Sachsen-Weimar, an der Orla und der Staatsbahnlinie Leipzig-Probstzella, 306 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß aus dem 16. Jahrh., Realschule, Amtsgericht, Eisengießerei, Maschinen-, Kratzen-, Leder-, Tuch-, Möbel-, Karussell- und Zementfabrikation, Bierbrauerei und (1905) 6644 Einw. Südlich die Ruine des Schlosses Arnshaugk, nördlich die Sachsenburg mit prächtiger Aussicht über das Orlatal. 1640 wurde N. von den Schweden unter Königsmark geplündert.

[Österreich-Ungarn.] 25) (N. an der Mettau) Stadt in Böhmen, an der Mettau und der Linie Chotzen-Halbstadt der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn, mit Mauern und Türmen umgeben, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Dechanteikirche, ein Schloß, ein Kloster der Barmherzigen Brüder mit Krankenhaus, Obstbau, Baumwoll- und Leinwebereien, Bleicherei und Färberei, Wirkwaren- und Stärkefabriken und (1900) 3018 tschech. Einwohner. Östlich das Mineralbad Rezek. – 26) (N. an der Tafelfichte, früher Neustadtl) Stadt in Böhmen, Bezirksh. Friedland, am Fuß des Isergebirges, am Lomnitzbach und an der Lokalbahn Friedland-Heinersdorf, hat eine Pfarrkirche mit Altarbild von Führich, große Schafwollwarenfabrik, Porzellan- und Tonwarenfabrikation, Holzhandel und (1900) 5457 deutsche Einwohner. Südöstlich die Tafelfichte (1122 m) mit Aussichtswarte. – 27) Stadt in Mähren, s. Mährisch-Neustadt. – 28) (Wiener-N.) Stadt in Niederösterreich, s. Wiener-Neustadt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 578-580.
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