Damast

[434] Damast, ein figurierter Seidenstoff, bei dem behufs Erreichung großer Figuren 4–8 Fäden nebeneinander von einer Platine der Jacquardmaschine betätigt werden, die aber mit Hilfe von Hebe- oder Vorderzeugen getrennt im Gewebe arbeiten. Seidendamaste verwendet man zu Möbelstoffen, Kirchenornamenten, Tapeten etc.; sie zählen zu den prachtvollsten Geweben. Seidener Möbeldamast enthält 28,000 einfache Fäden auf 130 cm Breite. Leinendamast dient zu Tafelgedecken und wird in abgepaßten Größen hergestellt, die Musterung besteht meist aus Einfassung, Mittel- und Eckstücken. Die Dichte und Garne sind: für starke Qualität 24–30 Ketten- und 24–30 Schußfäden auf 1 cm, Kette Leinen 15–18,000 m, Schuß Leinen 15–21,000 m; für mittlere Qualität 35–40 Ketten- und 35–50 Schußfäden auf 1 cm, Kette 21–36,000 m, Schuß 24–42,000 m; für seine Qualität 45–60 Ketten- und 45–80 Schußfäden auf 1 cm, Kette Leinen 42–63,000 m, Schuß Leinen 48–72,000 m auf 1 kg, wobei die starken und mittelstarken Gewebe 3/4 oder 4/4 weiß, die seinen jedoch roh gewebt werden. Wollendamaste dienen zu Möbelstoffen, Vorhängen etc. und werden aus harten, glänzenden Wollgarnen hergestellt; bei halbwollenen Damasten ist die Kette Baumwolle, der Schuß Kammgarn. Unter Halbdamast versteht man reichfigurierte Gewebe, bei denen von einer Platine der Jacquardmaschine 2–4.Fäden nebeneinander bewegt werden, die mit Hilfe von Vorderschäften etc. in den Figuren einzeln arbeiken, die glatte Grundbindung jedoch nicht beeinflussen (vgl. Ölsner, Die deutsche Webschule, 8. Aufl, Altona 1902) Baumwollendamaste erreichen nie die eigenartige Schönheit der leinenen. Ost enthalten die Baumwollendamaste nur eine reiche Musterung und werden mit einer gewöhnlichen Jacquardvorrichtung hergestellt; dergleichen [434] Gewebe benutzt man zu weißen Bettüberzügen. Sie enthalten 36 Fäden auf 1 cm. Garne: Kette Nr. 26, Schuß Nr. 36 englisches Baumwollengarn. – Unter D. (Damaschino, Drap de Damas) verstand man ursprünglich bunte und schwere Seidengewebe aus Damaskus, dem Hauptsitz orientalischer Seidenindustrie während der Kreuzzüge. Von hier aus verpflanzte sich die Webekunst nach Byzanz, und die mittelalterliche griechische Damastindustrie übertraf bald die Ursprungsstätte. Sie gelangte im 13. Jahrh. nach Lucca, und im 16. Jahrh. verstand man in Italien und Frankreich unter D. einfarbige Seidentapeten, deren Grund in glänzender (Atlasbindung), das Muster in matter (Köper- oder Taft-) Bindung gewebt ist. Diese heute allgemein als D. benannten Stoffe dürften ihren Ursprung in China haben, woher schon aus dem Altertum derartige leichte Seidengewebe für Futterstoffe bekannt sind. Durch die gesteigerte Ausbildung der Flachskultur, wie sie in der Renaissancezeit die italienische Spitzenindustrie hervorrief, kam der Leinendamast in Aufnahme, der seit dem Ende des 17. Jahrh. zu Bett- und Tischzeug mit abgepaßten Mustern Verwendung fand. Diese Industrie übertrug sich dann von Italien nach Frankreich, Holland und Belgien und fand gleichzeitig große Verbreitung in Sachsen und Schlesien, woselbst in besonders seinen Waren die glänzende Atlasfläche aus Fäden in hellem Rot, Blau oder lichtem Gelb gewebt wird. Wollendamast wurde im Anfang des 19. Jahrh. für Möbel- und Kleiderstoffe gebräuchlich. Vgl. E. Kumsch, Leinendamastmuster des 17. und 18. Jahrhunderts (Dresd. 1890); Kinzer und Walter, Theorie und Praxis der Ganzdamastweberei (Braunschw. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 434-435.
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