Kelheim

[821] Kelheim, Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Niederbayern, in einem lieblichen Talkessel an der Mündung der Altmühl (Ludwigskanal) in die Donau, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Saal-K. und K.-Donaulände, 343 m ü. M., hat eine evangelische und 5 kath. Kirchen, darunter die schöne gotische Pfarrkirche, eine Kapelle (Ottokapelle, auf der Stelle, wo 1231 Herzog Ludwig der Kelheimer ermordet wurde), ein ehemaliges herzogliches Schloß (jetzt Bezirksamt) mit altem Römerturm, Mariensäule, Standbilder der Könige Ludwig I. und Maximilian II. von Bayern, Waldbauschule, Kloster der Armen Schulschwestern, Amtsgericht, 2 Forstämter, Zellulosefabrik, große Steinbrüche (Kelheimer Marmor) und Steinmetzwerkstätten, Bierbrauerei, Handel mit den sogen. Kelheimer (Marmor-) Platten, Holz und Getreide und (1900) 3736 meist kath. Einwohner. – K. wird 843 als Hauptort des Kelsgaues genannt, erhielt 1181 Stadtrecht und war im 12. und 13. Jahrh. bis zur Ermordung des Herzogs Ludwig (1231) Residenz der bayrischen Herzoge. Westlich von K., auf dem Michaelsberg, erhebt sich die dem Andenken an die deutschen Befreiungskriege von 1813–15 gewidmete, nach Gärtners und Klenzes Entwürfen auf Anordnung König Ludwigs I. 1842–63 im griechisch-römischen Stil erbaute Befreiungshalle, ein etwa 66 m hoher Rundbau auf einer dreistufigen Terrasse von 7 m Höhe. Die mit einer Kuppel überwölbte Rotunde hat einen Durchmesser von 55 m und ist außen von 18 Strebepfeilern umgeben, von denen jeder mit der Kolossalstatue einer germanischen Jungfrau gekrönt ist, und denen gegenüber am äußersten Rande der Terrasse 18 Kandelaber stehen. Das ganz mit farbigem Marmor bekleidete Innere enthält 34 Siegesgöttinnen von Schwanthaler, dazwischen, von je zweien gehalten, 17 aus eroberten französischen Geschützen gegossene Bronzeschilde mit den Namen der gewonnenen Schlachten; ferner auf Marmortafeln über den Arkadenbogen 16 Namen deutscher Heerführer und noch weiter oben 18 Namen von eroberten Festungen. Die Erleuchtung geschieht durch eine 9 m weite Lichtöffnung in der reich kassettierten Kuppel. Eine Säulengalerie im Innern gestattet einen prächtigen Überblick, die äußere Galerie eine vortreffliche Fernsicht. Vgl. Pohlig, K. nebst der Befreiungshalle (2. Aufl., Regensb. 1897); Stoll, Geschichte der Stadt K. (Landsh. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 821.
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