Führich

[196] Führich, Joseph von, Maler, geb. 9. Febr. 1800 zu Kratzau in Böhmen, gest. 13. März 1876 in Wien, bildete sich seit 1818, unterstützt von dem Grafen Elam-Gallas, dem Besitzer von Kratzau, in Prag bei Bergler zum Maler und ging dann, nachdem er sich kurze Zeit im Kreis der Romantiker zu Wien aufgehalten, 1829 nach Rom. Da er früher seine künstlerische Tätigkeit vorzugsweise dem romantischen Fach gewidmet, wie seine Erstlingswerke, der Tod Ottos von Wittelsbach (nach Babos Trauerspiel), die Zeichnungen zu Tiecks »Genoveva« (Prag 1824), »Phantasus« und »Elfenmärchen«, zu Goethes »Erlkönig« und »Hermann und Dorothea« (1827) etc., beweisen, erschien er auch in Rom sogleich geeignet, sich an dem romantischen Freskenzyklus der Villa Massimi zu beteiligen, und ward von Overbeck mit der Vollendung der Tasso-Bilder betraut. Während seines Aufenthalts in Rom wandte er sich ausschließlich der strengen kirchlichen Malerei zu und zwar in der Richtung Overbecks. 1829 kehrte er nach Prag zurück, und 1834 siedelte er nach Wien über. Von seinen teils in Rom, teils in Prag und Wien entstandenen religiösen Einzelwerken seiner ersten Periode sind hervorzuheben: Jesus auf dem Gang zum Garten, Johannes an der Hand führend und von Petrus und Jakob begleitet[196] (1827); Josua, mit seinem Heer dankend zum Himmel aufblickend, während die Mauern Jerichos zusammenstürzen; die trauernden Juden; die heil. Adelheid und der heil. Franz von Assisi vor der Mutter Gottes; die Menschwerdung Christi; Boas und Ruth; die heil. Philomena; Christus, während des Sturmes schlafend im Schiff; Gott-Vater, auf Wolken thronend, dem Moses die zehn Gebote auf die Tafeln schreibend; kämpfende Reiter in den Wolken, die Einwohner von Jerusalem kurz vor der Einnahme der Stadt durch Antiochos Epiphanes erschreckend (beide im Hofmuseum zu Wien); namentlich aber die Perle unter seinen Ölbildern: der Gang Mariä über das Gebirge (1841, im Hofmuseum zu Wien). 1841 zum Professor der geschichtlichen Komposition an der Akademie in Wien ernannt, gab F. dieser für viele Jahre die Richtung und erhielt nun auch mit seinen Freunden und Gesinnungsgenossen Kupelwieser, Schulz und Dobiaschofsky Gelegenheit zu monumentalen Arbeiten, zunächst in den Entwürfen zu dem Kreuzweg auf dem St. Lorenzberg zu Prag und in den Freskostationen der neuerbauten Johanniskirche zu Wien, seit 1854 aber vornehmlich in der Ausmalung der neuen Altlerchenfelder Kirche. Seit der Vollendung dieser Gemälde (1861), die ihm seine Erhebung in den Ritterstand einbrachten, widmete sich F. mit wachsendem Erfolg und, mit jedem neuen Werk seine ältern an künstlerischer Bedeutung übertreffend, im Anschluß an Dürer und Overbeck der Herstellung von zyklischen Zeichnungen für Stich und Holzschnitt. Hierher gehören: die geistige Rose, 16 Blatt Holzschnitte (Münch. 1871); Er ist auferstanden, 15 Zeichnungen, in Holz geschnitten von Gaber (Leipz. 1868); der bethlehemitische Weg, 12 Zeichnungen, in Holzschnitt von Gaber (das. 1867); der verlorne Sohn, gestochen von Petrak (Wien 1873); der Psalter, in Holzschnitt von Ortel (Leipz. 1874), und die Randzeichnungen etc. zu Thomas a Kempis, in Holz geschnitten von Örtel (das. 1875). F. radierte auch, namentlich 9 Blätter: das Vaterunser und die sieben Bitten (1826); 11 Blätter: der Triumph Christi (1839); die Hochzeit zu Kana (1841). Nach seinem Tod erschien: die heiligen drei Könige (6 Blatt, Wien 1900). Seine Werke zeichnen sich durch tiefes Eindringen in den Geist der katholischen Mystik, sittlichen Ernst der Auffassung, energische Charakteristik, Reinheit der Formen, einfache Schönheit der Gewandung und freie, ungezwungene Bewegung aus. Vgl. »Joseph v. F., eine Lebensskizze« (Wien 1875); »I. von Führichs Briefe aus Italien an seine Eltern« (Freiburg 1883) und die von seinem Sohn Lukas F. herrührende Charakteristik in den »Graphischen Künsten« (Wien 1886, auch in Sonderausgabe).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 196-197.
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