Karussell

[703] Karussell (Karossel, franz. Carrousel, ital. Carosello), im Mittelalter Name der ritterlichen Wettstreite im Ringelreiten, Ringstechen, Stechen nach einem Türkenkopf, Rolandfigur oder sonst einem Ziel (Quintana) etc., die bei festlichen Veranlassungen mit vielem Aufwand und großem Pomp gehalten wurden. Solche schon 842 am fränkischen Hof zur Feier der Versöhnung Karls des Kahlen und Ludwigs des Deutschen gehaltenen, später auch Buhurt genannten Spiele wurden durch die Turniere zwar verdrängt, traten aber, als diese mit dem Verfall der Ritterschaft allmählich abkamen, wieder an deren Stelle. Wie bei den Turnieren ward später auch beim K. von Damen, die sich zuweilen selbst, in Wagen sitzend und nach Ringen stechend, am Spiel beteiligten, dem Sieger mit dem Kranz der Preis erteilt. Vgl. Stiller, Das Karussellreiten (Stuttg. 1889). Gegenwärtig versteht man unter K. eine Vorrichtung zu Volks- und Kinderbelustigungen auf Messen, Jahrmärkten etc., durch welche hölzerne Pferde, Wagen oder auch schaukelnde Kähne, Schiffe mit Masten (Schiffskarusselle) an den Speichen eines wagerechten, durch Menschen-, Pferde- oder Dampfkraft bewegten Rades oder einer Drehscheibe unter Musikbegleitung im Kreise bewegt werden, womit zuweilen Vorrichtungen zum Ringstechen verbunden sind. Eine neuere Abart ist das Weltrad oder die Riesenschaukel, ein großes vertikales. Rad mit an den Speichen hängenden Schaukeln. – In der Technik soviel wie Drehtisch, s. Auslesevorrichtungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 703.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika