Smollet

[555] Smollet, Tobias George, engl. Romandichter, geb. 1721 zu Dalquhurn House bei Renton in Schottland, gest. 21. Okt. 1771 in Livorno, besuchte die Schule in Dunbarton, studierte in Glasgow und nahm hierauf die Stelle eines Wundarztes an Bord eines Linienschiffes an, das 1741 nach Westindien segelte. Nach mancherlei Schicksalen kehrte er 1746 nach England zurück und betrat die schriftstellerische Laufbahn mit dem Gedicht »Tears of Scotland«, worin er das grausame Auftreten der Regierungstruppen in den Hochlanden nach der Schlacht bei Culloden geißelte. Er lebte fortan meist in London, unternahm auch mehrere Reisen durch Frankreich und Italien. Unter seinen Werken haben, weit mehr als die »History of England« (Lond. 1758, 4 Bde.), seine Romane (deutsch, Stuttg. 1839–41, 15 Bde.) Bedeutung erlangt, namentlich: »Roderick Random« (ein Seitenstück zum »Gil Blas«), »Peregrine Pickle« (1751), »Ferdinand Count Fathom« (1753), »Sir Lancelot Greaves« (1762) und »The expedition of Humphrey Clinker« (1771, 3 Bde.). Wenngleich S. die psychologische Tiefe und Feinheit des wenig ältern Fielding nicht erreicht, so zeigt er doch große Kraft und Frische in drastischer Wiedergabe der Wirklichkeit. Den Hintergrund bildet regelmäßig das verderbte Leben einer Residenz, von dem sich das Treiben kühner Abenteurer abhebt. Er liebt niedrige Charaktere, Schwindler und Verbrecher, schildert ihr Treiben sehr realistisch, weiß seine Kenntnis von Seeleben und Matrosen kräftig zu verwerten und schreckt selbst vor Gespenstermotiven nicht zurück, um Grausen zu erregen. Seine Werke wurden wiederholt herausgegeben, so mit Memoir von J. Moore (1797; neue Ausg. 1872, 8 Bde.), von Roscoe (1840; 1871, 2 Bde.), von Routledge (1890, 6 Bde.) u. a. Vgl. Hannay, Life of T. G. S. (Lond. 1887); Smeaton, Thobias S. (das. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 555.
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