Sporn [2]

[776] Sporn, bei den Schiffen der Griechen, Karthager und Römer ein Balken, der über Wasser vorn aus der Spitze des Schiffes hervorragte und am Ende gewöhnlich mit einem metallenen Tierkopf versehen war. Mit diesem S. suchte man dem feindlichen Schiff einen verderbenbringenden Stoß zu versetzen. Später wurde der S. aus mehreren Balken mit scharfen Metallspitzen gebildet, die in gleicher Höhe mit dem Kiel, oder noch etwas tiefer, angebracht waren. Die Alten wußten den S. wirksam zu benutzen (Schlacht bei Salamis), später gab man ihn auf, und erst die Panzerschiffe haben ihn als furchtbare Waffe (Ramme) wieder angewandt. Ein Schätzungsfehler der Schiffe kann denjenigen, der das feindliche Schiff rammen will, zum Gerammten machen, oder ihn der Gefahr eines Torpedotreffers aussetzen, wenn er den Gegner verfehlt. Beispiele der Rammwirkung sind der Untergang des Re d'Italia in der Schlacht bei Lissa 1866, der Untergang des Großen Kurfürsten durch den Rammstoß des König Wilhelm (1878), der Viktoria durch das Panzerschiff Camperdown (1893). Neuerdings hat der S. wegen der großen Fernwirkung der Geschütze und der vermehrten Schußweite der Torpedos seine Bedeutung verloren, er wird deshalb auf vielen der neuesten Kriegsschiffe nicht mehr angebracht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 776.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: