Stier, Hubert

[30] Stier, Hubert, Architekt, geb. 27. März 1838 in Berlin, gest. 25. Juni 1907 in Hannover, erhielt den ersten Unterricht in der Architektur von seinem Vater, dem Professor Wilhelm S. (gest. 1856), studierte dann auf der Berliner Bauakademie, wo er sich besonders an J. H. Strack anschloß, und gewann 1862 das Stipendium der Berliner Kunstakademie für Architektur zu einer Reise nach Italien. Nachdem er 1866 die Baumeisterprüfung bestanden hatte, unternahm er 1867 und 1868 abermals Studienreisen nach Italien und Frankreich. Sein erster größerer Bau war das Gebäude der Flora in Charlottenburg mit anstoßendem Palmenhaus (1874), bei dessen Fassaden er den Backsteinbau in Verbindung mit Terrakotten verwendete, an dem er auch in den meisten seiner spätern Schöpfungen festhielt. 1877 erbaute er das Siegesdenkmal auf dem Marienberg bei Brandenburg in Gestalt eines Turmes. Im Jahre zuvor war er nach Hannover übergesiedelt, wo er den Bau des neuen Bahnhofsgebäudes unternahm und 1879 vollendete. In demselben Jahre wurde er zum Professor an der Technischen Hochschule daselbst ernannt. Seitdem hat er Entwürfe zu zahlreichen Bahnhofs-, Post- und Schulgebäuden geliefert, unter denen die Empfangsgebäude auf den Bahnhöfen in Hildesheim (1881), Kreiensen (1887) und Bremen (1889) die hervorragendsten sind. In der Wiederherstellung der Liebfrauenkirche in Arnstadt (1880–89) und der Nikolaikirche in Eisenach (1888) hat er sich als gründlichen Kenner der romanischen und gotischen Bauweise bewährt. Er gab heraus: »Aus meinem Skizzenbuch. Reisestudien in Frankreich« (Stuttg. 1886–89) und »Romanische Studien« (Leipz. 1895).[30]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 30-31.
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