Taganróg

[282] Taganróg, Hafen- und Bezirksstadt im Donischen Gebiet (Rußland), am nordöstlichen Ufer des Asowschen Meeres, auf einer Landzunge, 30 km westlich von der Mündung des Don, an der Katharinenbahn (Nikitowka-Rostow) gelegen, hat 16 Kirchen (darunter eine katholische und eine lutherische), eine Synagoge, ein griechisches Kloster (Jerusalemkloster), ein kleines kaiserliches Palais, in dem Alexander J. 1825 starb, ein Denkmal des genannten Kaisers (1831 errichtet), 2 Gymnasien (eins für Knaben und eins für Mädchen), eine Handels- und eine Gewerbeschule, ein Theater, eine Börse, 2 Jahrmärkte (im Mai und August), ein Hauptzollamt, mehrere Banken und (1900) 58,928 Einw. (sehr viele Griechen und Juden, aber auch Armenier, Italiener und Deutsche). T. ist einer der wichtigsten Handelsplätze Südrußlands. Die weite Reede ist flach und durch Sandbänke gefährlich, weshalb die Seeschiffe gezwungen sind, 25–40 km vom Ufer zu ankern. Die Ausfuhr betrug 1903: 14,5 Mill. Rubel, die Einfuhr 1,4 Mill. Rubel. Hauptausfuhrartikel ist Getreide, besonders Weizen und Gerste; Gegenstände der Einfuhr sind Metallfabrikate, Maschinen, Kolonialwaren. Wesentlich größer als der Eigenhandel ist der Schiffsverkehr, da T. auch als Hafen für Rostow a. D. (s. d.) dient. In ausländischer Fahrt liefen 1898–1902 jährlich 536 Schiffe mit einem Raumgehalt von 598,000 Reg.-Ton. ein, 1903: 632 Schiffe mit 889,000 Reg.-Ton. Die Gewerbtätigkeit ist gering, doch sind neuerdings in T. und Umgegend größere metallurgische Werke entstanden. – T. legte Peter I. 1698 als Festung an, und Katharina II. stellte sie nach ihrer Schleifung infolge des Friedens am Pruth (1711) 1769 wieder her. Es wurde 22. Mai 1855 von einer englisch-französischen Flotte bombardiert und teilweise zerstört.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 282.
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