Taglioni

[284] Taglioni (spr. taljōni), ital. Tänzerfamilie, aus der zuerst Philipp T., geb. 1777 in Mailand, einen Namen gewann. Er wirkte nacheinander als Ballettmeister bei den Theatern in Stockholm, Kassel, Wien, seit 1840 in Warschau, ließ sich 1853 am Comersee nieder und starb daselbst 11. Febr. 1871. Er verfaßte viele Ballette. Von seinen fünf Kindern, die sich sämtlich der Tanzkunst widmeten, und von denen die Töchter in altadlige Geschlechter heirateten, sind Maria und Paul zu Berühmtheit gelangt. Seine Tochter Maria, geb. 23. April 1804 in Stockholm, gest. 23. April 1884 in Marseille, trat zuerst 1822 zu Wien in einem von ihrem Vater eigens für sie komponierten Ballett auf. wirkte seit 1827 an der Großen Oper in Paris, seit 1832, wo sie sich für kurze Zeit mit dem Grafen Gilbert des Voisins verheiratete, in Berlin und zog sich 1847 nach Italien zurück. Sie war dank der Ungezwungenheit und Weichheit ihrer Bewegungen eine der vollendetsten Tänzerinnen, ausgezeichnet namentlich als Sylphide. Ihr Bruder Paul, geb. 12. Jan. 1808 in Wien, gest. 7. Jan. 1884 in Berlin, trat zuerst 1825 in Stuttgart auf, wurde 1829 in Berlin engagiert und dort 1869 zum Ballettdirektor ernannt. Er verheiratete sich mit der Tänzerin Amalie Galster, die, seit 1814 am Hoftheater in Berlin, sowohl hier als auf Kunstreisen die Triumphe des Gatten teilte; sie starb 23. Dez. 1881 in Berlin. Bedeutender als Tanzkunstlehrer denn als Tänzer hat Paul T. eine große Fruchtbarkeit in der Schöpfung von Balletten entwickelt, deren bekannteste »Flick und Flock« und »Fantaska« sind. Seine Tochter Maria, geh 1833 in Berlin, gest. 27. Aug. 1891 auf Aigen bei Tulln in Niederösterreich, trat zuerst 1847 in London auf, war längere Zeit beim königlichen Ballett in Berlin, dann am San Carlo-Theater in Neapel engagiert und vermählte sich 1866 mit dem Prinzen Joseph Windisch-Grätz (gest. 1906). Eine jüngere Tochter, Auguste, war seit 1857 eine Reihe von Jahren als Schauspielerin in Berlin tätig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 284.
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