Thibaut IV

[485] Thibaut IV. (spr. tibō), Graf von der Champagne und Brie, seit 1234 König von Navarra, geb. 1201, gest. 1253, war ein eifriges Mitglied der Adelskoalition, die sich die Minderjährigkeit Ludwigs IX. zunutze machen wollte. Aber der schönen Mutter Ludwigs, Blanca von Kastilien (s. d.), gelang es, den Grafen auf ihre Seite zu ziehen und ihn später gegen die Rache seiner frühern Freunde zu schützen. Dafür überließ er ihr, als er den Thron von Navarra erbte, die Grafschaften Blois, Chartres und Sancerre. 1238–40 führte er einen Kreuzzug aus. Großen Ruhm erwarb sich T. durch seine Liebeslieder, die sich trotz ihres kunstvollen Baues durch leichten Fluß der Verie und klare Sprache auszeichnen. Dante und Petrarca zählten zu seinen Bewunderern. Von den 75 überlieferten Liedern sind mehr als die Hälfte Liebeslieder, die man an die Königin Blanca gerichtet glaubt, die andern Kampflieder, geistliche Lieder etc.; sie sind herausgegeben von Lévesque de la Ravallière (Par. 1742, 2 Bde.), von Roquefort und F. Michel (Lyon 1830) und von Tarbé (Reims 1851). Vgl. Delbarre, Vie de T. (Laon 1850).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 485.
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