Tière

[538] Tière, Nestor de, namhafter flämischer Dramatiker, geb. 6. Aug. 1856 in Eine (Ostflandern), besuchte das Athenäum in Gent und begann hier schon frühzeitig Dramen zu schreiben. Er dichtete da auch Lieder und Chöre, die Julius van der Meulen und Karel Miry komponierten, und war Mitarbeiter verschiedener Blätter, zugleich eifriges Mitglied des »Willemfonds«. Als Notariatskanzlist verfaßte er mit August Hendrikx das Stück »Roosje van den Veldwachter«. Im J. 1880 ging er nach Brüssel, wo er Ministerialbeamter wurde, Hendrik Conscience und Emanuel Hiel kennen lernte und seither lebt. Er schrieb den Einakterzyklus »Zieleketens«, die Schauspiele »Vorstenplicht«, »Elza«, »Hermine«, »Liefdedrift«, »Roze Kate«, ein in Holland und England oft ausgeführtes volkstümliches Stück »Wilde Lea«, »Een misdadige«, »De stoel van Napoleon«, die Komödie »Moederhart«, das Melodram »De wolvin uit het Zwartbosch«, das Lustspiel »Een spiegel«, von denen mehrere preisgekrönt wurden, außerdem OperntexteHerbergprinses«, »De bruid der zee«, »De kabel«, »Zoetelief«). T. gilt als das Verbindungsglied zwischen der Dramendichtung der ersten Periode der flämischen Literatur und der Moderne, er beherrschte geraume Zeit das Repertoire als Bahnbrecher für den Realismus. Vgl. Bruylants im »Luzifer«, 1905.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 538.
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