Conscience

[261] Conscience, Hendrik, der bedeutendste fläm. Novellist und Mitbegründer der neuflämischen Literatur, geb. 3. Dez. 1812 in Antwerpen, gest. 10. Sept. 1883 in Brüssel, wurde zuerst Lehrer, trat dann (1830) als Freiwilliger ins Heer, wo er es bis zum Sergeantmajor brachte, und schloß sich nach beendigter Dienstzeit 1836 mit aller Energie der flämischen Sprachbewegung an, die seinem Wirken wesentliche Förderung verdankt. 1837 schrieb er seinen ersten Roman: »In't wonderjaer, 1566«, der als der erste der neuen flämischen Literaturperiode großes Aufsehen machte, und ließ sodann einen Band kleiner Erzählungen: »Phantazy« (1837), und den Roman »De leeuw van Vlaenderen« (1838), der die goldene Sporenschlacht verherrlicht, nachfolgen. Auf Verwendung des Malers Wappers erhielt er 1840 eine königliche Unterstützung und wurde ein Jahr später zum Sekretär der Kunstakademie zu Antwerpen ernannt. Mit dem kleinen Buch »Hoe men schilder wordt« (1843) begann die Reihe jener köstlichen kleinen Geschichten und Schilderungen aus dem flämischen Stilleben, die seinen Namen in ganz Europa bekannt und beliebt machten, und von denen »Siska van Roosemael« (1841), »De loteling« (»Der Rekrut«, 1850), »Rikketikke-tak« (1851), »De arme edelman« (1851) und »Het geluk van rijk te zijn« (»Das Glück, reich zu sein«, 1855) als wahre Meisterwerke hervorzuheben sind. C. hatte inzwischen 1845 den Titel eines aggregierten Professors an der Genter Universität erhalten, schied aber 1854 aus seiner Stellung an der Akademie und lebte als Privatmann in Antwerpen, bis er 1857 zum Kreiskommissar in Kortrijk und 1868 zum Aufseher des Museums Wiertz in Brüssel ernannt ward. Im August 1883 wurde ihm zu Antwerpen ein Denkmal errichtet. Von seinen Werken sind noch zu nennen: »Houten Clara« (1850), »Blinde Rosa« (1850), »Baes Gansendonck« (1850), »De plaeg der dorpen« (»Die Dorfplage«, 1855), »De geldduivel« (»Der Geldteufel«, 1859), »De jonge doctor« (1860), »Moederliefde« (»Mutterliebe«, 1862), »De koopman van Antwerpen« (1863), »Gelden adel« (1881) sowie die historischen Romane: »Jacob van Artevelde« (1849), »De Boerenkrijg« (1853), »Hlodwigen Clotildis« (1854), »Simon Turchi« (1858), »De burgemeester van Luik« (1866), »Everard T'Serclaes« (1874), »Hetwassenbeeld« (1879) u. a. Auch eine illustrierte »Geschiedenis van Belgie« (Antwerp. 1845; deutsch von Wolff, Leipz. 1847) und ein Singspiel: »De dichteren zijn droombeeld« (1872), hat C. veröffentlicht. Eine Gesamtausgabe seiner vielfach ins Deutsche übersetzten Werke erschien Antwerpen 1867–1880 in 10 Bänden (deutsch in Auswahl, Münster 1846–84,75 Bdchn.). Er selbst schrieb die »Geschiedenis mijner jeugd«. Seine Biographie schrieb Polde Mont (Haarlem 1883).

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Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 261-262.
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