Wappers

[370] Wappers, Gustav, Baron, belg. Maler, geb. 23. Aug. 1803 in Antwerpen, gest. 6. Dez. 1874 in Paris, erhielt seine erste Bildung auf der Malerakademie seiner Vaterstadt unter M. van Bree und Herreyns und ging dann nach Paris, wo er besonders von den Werken der venezianischen Schule angezogen wurde. Daneben wirkten Rubens, Jordaens und andre niederländische Meister auf ihn ein. Mit einem großen Gemälde: der Bürgermeister van der Werf von Leiden bietet bei der Belagerung der Stadt durch die [370] Spanier (1574) dem ausgehungerten Volke seinen Leib an, begründete er seinen Ruf und gab zugleich der belgischen Malerei eine neue Richtung. 1832 wurde er Professor, 1840 Direktor der Akademie in Antwerpen und war von 1846–53 Präsident des belgischen Nationalmuseums. 1847 wurde er als Baron in den Adelstand erhoben. Seine geschichtlichen Hauptwerke sind: das Brüsseler Volk zerreißt die Proklamation des Prinzen Friedrich (1835); eine Szene aus den Septembertagen von 1830 (im Museum zu Brüssel); Karl IX., auf die Hugenotten schießend; Anna Boleyn, von Elisabeth Abschied nehmend; Philipp der Schöne auf dem Sterbebette (1841); das Volk stürmt das Gefängnis der Brüder de Wit (Museum in Antwerpen); der Dauphin Ludwig XVII.; Karl I. auf dem Wege zum Schafott (1870, im Modernen Museum zu Brüssel); Boccaccio liest der Johanna von Aragonien seinen »Decamerone« vor; die Einnahme von Rhodos durch die Türken (1845); Christoph Kolumbus; belgische Frauen, den Ausgang der Schlacht erwartend. Er hat auch religiose Bilder (in Kirchen zu Antwerpen, Löwen, Tirlemont), Genrebilder und viele Bildnisse gemalt. Seit 1859 lebte W. in Paris.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 370-371.
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