Tiedemann

[528] Tiedemann, 1) Friedrich, Mediziner, geb. 23. Aug. 1781 in Kassel, gest. 22. Jan. 1861 in München, studierte seit 1798 in Marburg, Würzburg und Paris und ward 1806 Professor der Anatomie und Zoologie in Landshut, 1816 Professor der Anatomie und Physiologie in Heidelberg, wo er eine anatomische und zoologische Sammlung anlegte. 1849 zog er sich vom Lehramt zurück, nachdem sein Sohn Gustav Nikolaus als Kommandant von Rastatt 11. Aug. 1849 standrechtlich erschossen worden war, und lebte dann in Frankfurt und München. Seine »Anatomie des Fischherzens« (Landsh. 1809) und seine Untersuchung des Baues der Strahltiere gehörten wie die »Anatomie der kopflosen Mißgeburten« (das. 1813) und die »Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns« (Nürnb. 1816) zu den bedeutendsten Leistungen jener Zeit. Er schrieb noch: »Zoologie« (Landsh. u. Heidelb. 1808–14, 3 Bde., unvollendet); »Die Verdauung nach Versuchen« (gemeinschaftlich mit Gmelin, Heidelb. 1820–1827, 2 Bde.); »Physiologie des Menschen« (nur Bd. 1 u. 3, Darmst. 1830 u. 1836); »Das Hirn des Negers, mit dem des Europäers verglichen« (Heidelb. 1837); »Von den Duverneyschen, Bartholinischen oder Cowperschen Drüsen des Weibes« (das. 1840); »Von der Verengung und Schließung der Pulsadern in Krankheiten« (das. 1843); »Von lebenden Würmern und Insekten in den Geruchsorganen des Menschen« (Mannh. 1844); »Geschichte des Tabaks« (Frankf. a. M. 1854). Mit Reinhold und Treviranus gab er die »Zeitschrift für Physiologie« heraus (Darmst. 1824 bis 1827). Vgl. Bischoff, Gedächtnisrede auf Friedrich T. (Münch. 1861).

2) Christoph von, deutscher Staatsmann, geb. 24. Sept. 1836 in Schleswig, gest. 20. Juli 1907 in Berlin, seit 1862 Rechtsanwalt in Segeberg, wurde 1864 Landvogt der Landschaft Stapelholm, 1865 Polizeimeister in Flensburg, 1870 Rat im Berliner Polizeipräsidium, 1872 Landrat in Mettmann, 1876 Hilfsarbeiter im preußischen Staatsministerium, 1878 Chef der Reichskanzlei. 1880 wurde er preuß. Bevollmächtigter zum Bundesrat und war 1881–99 Regierungspräsident in Bromberg, felt 1886 zugleich Mitglied des Staatsrats. Er schrieb: »Aus sieben Jahrzehnten« (Bd. 1: Schleswig-holsteinische Erinnerungen, Leipz. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 528.
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