Verbascum

[35] Verbascum Tourn. (Wollkraut, Fackelkraut, Königskerze), Gattung der Skrofulariazeen, hohe, mehr oder weniger filzig oder wollig behaarte, meist zweijährige Kräuter, seltener Halbsträucher mit zerstreut stehenden, ganzen, gelappten oder gefiederten Blättern, ansehnlichen Blüten in einfachen oder aus Dichasien zusammengesetzten Trauben oder Ähren und kugeligen oder länglichen, vielsamigen Kapseln. Etwa 160 Arten in Europa, Nordafrika, West- und Mittelasien. V. thapsiforme Schrad., mit 0,6–2 m hohem Stengel, länglich-elliptischen, schwach gekerbten, beiderseits wollig-filzigen Blättern und einfacher, bis 60 cm langer Blütenähre mit radförmigen, gelben, außen filzigen Blüten von 2,5 cm und mehr Durchmesser, wächst von Norddeutschland bis Griechenland. V. phlomoides L. (s. Tafel »Schutzeinrichtungen I«, Fig. 10), mit eiförmigen bis länglich-eiförmigen Blättern und gelben Blüten, wächst in Mittel- und Südeuropa. Die Blüten beider Arten riechen frisch unangenehm, getrocknet honigartig, geben einen süß und schleimig schmeckenden Ausguß, enthalten bis 11 Proz. Zucker etc. und werden arzneilich (Bestandteil des Brusttees) benutzt. Die Königskerze ist Symbol der Königswürde, die Jungfrau Maria trägt eine Königskerze (Himmelbrand) in der Hand, und nach Apulejus ist die wundertätige Pflanze das wahre Moly (s. d.). Die Griechen benutzten die wolligen Blätter mehrerer Arten als Lampendocht oder tauchten die ganze Pflanze in Pech, um sie als Fackel zu brauchen (daher Phlomos). Der Flaum der Blätter, der aus baumförmig verzweigten Haaren besteht, diente ehemals als Zunder. V. nigrum L., am Grunde mit langgestielten, oberseits dunkelgrünen Blättern, dunkelgelben Blüten und mit purpurnem Wollhaar bedeckten Staubfäden, wächst an steinigen, sonnigen Orten, nach der Sage auf Gräbern böser Menschen. Trockene fruchttragende Stengel von dem kleinblütigen V. sinuatum L., in Griechenland, werden bündelweise zum Fischfang benutzt, wirken also, wie es scheint, betäubend. Die einzelnen Arten bilden leicht Bastarde; man kultiviert sie, wie auch V. phoeniceum L. mit violetten Blüten, in Mittel- und Südeuropa als Zierpflanzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 35.
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