Vincennes

[174] Vincennes, 1) (spr. wängßénn') Stadt und östlicher Vorort von Paris, im franz. Depart. Seine, Arrond. Sceaux, an der Ostbahn (Linie Paris-Verneuill-'Etang), durch Straßenbahn mit Paris verbunden (s. die Karte bei »Paris«, S. 440), bekannt durch das Schloß, das, im 12. Jahrh. gegründet, häufig Residenz der französischen Könige war, dann als Staatsgefängnis benutzt, 1832 zu einem Fort der innern Befestigungslinie von Paris umgeschaffen und 1839 durch ein östlich angebautes Fort verstärkt wurde. In dem Wallgraben wurde 21. März 1804 der Herzog von Enghien (s. d.) erschossen. Zum Schloß gehören eine hübsche gotische Kapelle und ein 52 m hoher Turm, der eine schöne Aussicht darbietet. Südlich von V. erstreckt sich bis zum rechten Marneufer der 954 Hektar große Wald (Bois de V.), der seit 1866–67 in eine Parkanlage (s. Paris, S. 440) umgewandelt wurde und drei Seen mit Inseln, einen Infanterie-Exerzierplatz, eine Artillerieschießstätte, eine Rennbahn und eine Feuerwerkerschule umschließt. V. hat ein Denkmal des Generals Daumesnil, ein Militärspital, eine Artillerie- und eine Militäradministrationsschule, eine Handelsschule, Fabriken für Kautschuk, chemische Produkte, Patronen, Musikinstrumente etc. und (1906) 34,185 Einw. Vgl. Varaville, Histoire du château de V. (Par. 1900); Lemarchand, Le château royal de V. (das. 1907); de Fossa, Le château historique de V. (das. 1908, 2 Bde.). – 2) (spr. winnßens) Hauptstadt der Grafschaft Knox im nordamerikanischen Staat Indiana, am Ostufer des schiffbaren Wabash (s. d.) und an mehreren Bahnen, Sitz eines katholischen Bischofs, hat eine kath. Kathedrale und Waisenhaus, Universität, höhere Schulen, Mühlen, Maschinen- und Werkzeugfabriken, Eisengießereien, Eisenbahnwerkstätten, Kohlengruben und (1900) 10,249 Einw. Der Ort wurde 1702 von französischen Kanadiern als Handelsposten gegründet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 174.
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