Vollmar

[247] Vollmar, Georg von, sozialdemokrat. Agitator, geb. 7. März 1850 in München, Sohn eines höhern Ministerialbeamten, wurde in einem Benediktinerkloster erzogen, machte als bayrischer Kavallerieoffizier 1866 den Krieg gegen Preußen mit, trat 1867 für kurze Zeit als Freiwilliger in das päpstliche Heer, besuchte dann das Polytechnikum und trat in den Dienst der Generaldirektion der bayrischen Verkehrsanstalten. Am Feldzug 1870/71 nahm er als Kriegstelegraphenbeamter teil, wurde bei Blois schwer verwundet und deshalb als Ganzinvalide pensioniert. Während seiner langwierigen Krankheit betriebene Studien führten ihn zum religiösen, politischen und sozialen Radikalismus; 1876 bekannte sich V. offen zur sozialdemokratischen Partei, wurde 1877 Leiter der Dresdener Volkszeitung, ging nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe 1879 nach Zürich und studierte dort, seit 1880 an der École de droit in Paris Staatswissenschaften. Er lebt als Schriftsteller in Soiensaß am Walchensee. V. gehört innerhalb seiner Partei zur gemäßigten Richtung, er war 1883–89 Mitglied des sächsischen Landtags, 1881–87 des Reichstags und[247] gehört letzterm wieder seit 1890, seit 1893 auch dem bayrischen Landtag an. Er schrieb: »Der gegenwärtige Stand der Waldschutzfrage« (Leipz. 1880); »Der isolierte soziale Staat« (Zürich 1880); »Waldverwüstung und Überschwemmung« (das. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 247-248.
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