Wernigke

[544] Wernigke (auch Wernicke, Warneck oder Warnack genannt), Christian, Epigrammatist, geb. im Januar 1661 in Elbing, gest. 5. Sept. 1725 in Paris, war zuerst Sekretär bei mehreren Gesandtschaften, ging nach wiederholten Reisen durch Frankreich und die Niederlande nach London, kehrte indessen bald nach Hamburg zurück, wo er als Privatlehrer lebte, bis ihn der König von Dänemark zum dänischen Staatsrat und Residenten am französischen Hof ernannte. Er gehörte dort zu den Freunden der Elisabeth Charlotte von Orléans. Seine »Epigramme oder Überschriften« (Amsterd. 1697, vermehrte Ausg. 1701; neue Aufl. Leipz. 1780) erhoben sich durch Kraft und Freiheit der Gedanken und des Stils vielfach über die Pedanterie und den Schwulst des 17. Jahrh., in dem W. in seinen Jugendgedichten noch befangen war. Mit Witz und durchdringendem Verstand zog W. in ihnen gegen französische Sitten und die Verkehrtheiten der Lohensteinschen Schule zu Felde, was zwischen ihm und einigen Anhängern der letztern, namentlich den Hamburger Opernpoeten Postel und Hunold, einen Kampf herbeiführte, der in häßliche Persönlichkeiten ausartete. Von ihm erschienen noch »Gedichte« (Hamb. 1704). Vgl. »Jugendgedichte von Christ. W.« (hrsg. von Neubaur, Königsb. 1888); Elias, Christ. W. (Münch. 1888); Pechel, Prolegomena zu einer kritischen Wernicke-Ausgabe (Dissertation, Berl. 1908).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 544.
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