Wladīmir [2]

[709] Wladīmir, 1) Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), an der Kljasma, Knotenpunkt der Bahn Moskau-Nishnij Nowgorod und der Schmalspurbahn Rjasan-W., hat 28 Kirchen (darunter die 1158 von Andrei Bogoljubski erbaute Kathedrale zu Mariä Himmelfahrt mit Gräbern der Großfürsten von W., die 1191 erbaute Kirche zu Christi Geburt und die 1129 von Juri Dolgoruki angelegte Kirche des heil. Georg), einen uralten, teilweise zerfallenen Kreml, zu dem man bei großen Feierlichkeiten durch die sogen. Goldene Pforte (im 12. Jahrh. erbaut, im 18. Jahrh. restauriert) ging, schöne Gouvernementsgebäude, ein Priesterseminar, ein klassisches Gymnasium, ein Mädchengymnasium, einige Fabriken, eine Abteilung der Reichsbank und (1900) 32,029 Einw. W. ist Sitz eines griechisch-orthodoxen Erzbischofs und war einst die Residenz der Großfürsten von W. – 2) (W.-Wolynsk) Kreisstadt im russ. Gouv. Wolynien, an der Luga und der Zweigbahn Kowel-W. (Ende 1907 eröffnet), hat eine griechisch-russische und eine kath. Kirche, ein schönes Mönchskloster (seit 1755), eine Synagoge, unbedeutenden Handel und (1897) 9883 Einw. (darunter über 6000 Juden). – W. bestand schon im 9. Jahrh. unter dem Namen Ladomir, war dann die Hauptstadt eines selbständigen Fürstentums, wurde 1320 vom litauischen Fürsten Gedimin erobert, jedoch 1349 vom polnischen König Kasimir d. Gr. mit allen dazugehörigen Ländern an Polen gebracht und kam 1795 unter russische Oberhoheit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 709.
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