[306] Die ihm zu Ehren benannten Häringe oder Heringe (Clupeidae), eine über zweihundert Arten zählende Familie bildend, sind beschuppte Fische ohne Fettflossen, deren Maul in der Mitte vom Zwischenkiefer, an den Seiten vom Oberkiefer eingefaßt wird, und deren Kiemen besonders entwickelt sind, indem nicht allein die Kiemenöffnungen durch ihre Weite, sondern auch die Kiemenstrahlen durch ansitzende, seitlich wiederum verzweigte zahnartige Aeste, welche einen trefflichen Seiher bilden, auffallen. Der Magen hat einen Blindsack, der Darm der meisten Blinddärme; eine Schwimmblase ist gewöhnlich vorhanden. Die Zahnbildung ändert je nach den Gattungen ab. Als anderweitige Merkmale hebt Johannes Müller noch hervor, daß sich mehrere von ihnen durch glasartige, durchsichtige, einen großen Theil des Auges bedeckende Augenlider auszeichnen, und daß bei einigen, denen die Lider fehlen, die Augen von einer gallertartigen, durchsichtigen [306] Fortsetzung der Haut überzogen werden. Die Schwimmblase steht bei einzelnen durch luftführende Kanäle mit dem Labyrinthe in Verbindung.
Nicht alle Häringe herbergen im Meere; die Familie hat auch Glieder, welche vom Meere aus regelmäßig in den Flüssen aufwärts gehen, um hier zu laichen. Dementsprechend ändert die Lebensweise ab; für die wichtigsten Mitglieder der Familie aber läßt sich im allgemeinen sagen, daß sie im wesentlichen mit den Renken übereinstimmen und sozusagen für das Meer dasselbe, was jene für die Binnenseen sind. Außer der Laichzeit halten sie sich in großen Tiefen auf; der Fortpflanzungstrieb bewegt sie, zu den oberen Schichten emporzusteigen. Alle, ohne Ausnahme, scheinen Raubfische zu sein, welche sich nicht bloß an kleinem Wassergethiere, sondern auch an Fischen vergreifen. Die Vermehrung ist nicht sehr bedeutend, ihre Anzahl jedoch außerordentlich groß, demgemäß auch die jährliche Zunahme beträchtlich. Dieser Zunahme entspricht jedoch ebenso der Abgang, und schon jetzt hat man alle Ursache, darauf zu denken, wie der Mensch dem maßlosen Verbrauche dieser Fische gegenüber zur Vermehrung beitragen könne; denn nicht bloß leichtfertig ausgesprochen, sondern wohl begründet ist die Furcht, daß das Meer, dem wir seit Jahrhunderten eine Ernte nach der anderen abgewonnen, verarmen kann, ja, wenn wir so fortfahren, wie wir es getrieben, verarmen muß. Auch den Häringen, welche ihren Namen haben von den Heeren, die sie bilden, werden wir eine Schonzeit gönnen, Gelegenheit zu ungestörter Vermehrung gewähren müssen, wollen wir uns selbst nicht in der empfindlichsten Weise schaden.