Anthropolithen

[554] Anthropolithen (v. gr.), Versteinerungen von Menschen od. deren Theilen, aus der antediluvianischen Zeit. Bis jetzt sind sie noch problematisch, da dergleichen gefundene Knochen theils nicht Menschen-, sondern Thierknochen waren; theils in einer Steinart gefunden wurden, deren Entstehung der nachdiluvianischen Zeit angehört. So ist z.B. Scheuchzers Homo diluvii testis (Andrias Scheuchzeri Tschud.), im Öninger Kalkschiefer, welchen Blumenbach u. Geßner für Wels hielten, nach Cuvier ein Riesensalamander; Platers Riesenbeine, ausgegraben bei Kloster Reiden, sind, nach Blumenbach, wohl Mammuthsknochen; die Breccien von Cerigo u. a. enthalten, nach Blumenbach u. Cuvier, auch nur Thierknochen, od. sind neuester Formation; die mit Vitriol, Kalk u. dergl. durchzogenen, in Bergschachten od. in Torfmooren etc. gefundenen Gerippe gehören neueren Zeiten an, u. die Kinderhände im Mergelschiefer von Riegelsdorf sind Eidechsenfüße. Mehr hierher gehören die in derben, festen, mit allerhand anderen Versteinerungen durchzogenen Kalkstein eingeschlossenen Menschengerippe auf der Insel Grande-Terre, bei Guadeloupe. Man nennt sie hier Galibi u. den sie umschließenden Kalk Galibistone. Abel weder diese, noch die unter den Knochen urweltlicher Thiere im Gypslager bei Köstritz 1819 von Schottin entdeckten u. von v. Schlotheim beschriebenen calcinirten Menschenknochen, noch die von Kirchner bei Sorau u. auch 1835 von Schmerling bei Lüttich gefundenen, beweisen das Angehören derselben der antediluvianischen Periode, da sie im Gestein von jüngerer Entstehung vorkommen. Das Zusammenvorkommen menschlicher Gebeine mit Knochen von wirklich vorweltlichen Thieren kann gar wohl nur ein zufälliges sein; in Grotten lebende Menschen können auf irgend eine Weise darin umgekommen, die Gebeine können aus Thälern od. Schluchten durch gewaltsame Überschwemmungen in Höhlen geführt worden sein, welche früher von Thieren, z.B. Bären u. Hyänen, bewohnt waren etc. Örtliche Verhältnisse der Grotten, ihre Lage u. sonstigen Beziehungen müssen über das mehr od. weniger Wahrscheinliche dieser Annahme entscheiden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 554.
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