Applaudiren

[624] Applaudiren (v. lat.), 1) Beifall klatschen; 2) Beifall bezeigen; hier von Applaus, 1) lauter Beifall; 2) (Beifallsklatschen u. Beifallsruf, fr. Applaudissement, spr. Appiodiß'mang), der Beifall, der durch laute momentane Zeichen öffentlich auftretenden Personen, Virtuosen u. dgl., bes. aber Schauspielern bezeugt wird. Die nördlichen Völker lassen ihn in Händeklatschen, höchstens Bravorufen bestehen, während die südlicheren (schon die Franzosen) Hände u. Füße in Bewegung setzen u. pochen In Frankreich sind eigene Claqueurs (Klatscher) angestellt, die sowohl von der Theaterdirection, als auch von Acteurs u. Sängern, mit Baarem od. Freibillets bestochen, an bes. wichtigen Stellen zu klatschen beginnen. Sie stehen gehörig organisirt unter dem Commando eines Oberclaqueurs (Chef de la claque), der vorklatscht, worauf die gehörig im Theater vertheilte Rotte nachklatscht u. das Publicum zu ähnlichem Beifall verleitet. Andere sind die Rieurs, welche bei Späßen lachen; die Pleureurs, welche an geeigneten Stellen weinen; Chatouilleurs, welche den Nachbarn allerhand kleine Gefälligkeiten erweisen; die Bisseurs, welche da Ca po (bis) rufen. Seit 1850 wurden Versuche durch das Ministerium des Innern gemacht, diesem Unwesen in Paris zu steuern, u. wirklich erschien Ende 1852 ein Regierungsverbot dagegen, doch wurde diese Art des A. 1853 auf Ansuchen der Theaterdirectionen wieder gestattet. Auf dem alten römischen Theater wurde nach Beendigung des Spiels von der Bühne durch den Tibienbläser od. als letztes Wort der Schauspieler zugerufen: Plaudite! (Klatschet!), worauf von den Zuschauern der ganzen Spielergesellschaft durch Klatschen u. Zurufen applaudirt wurde. Das Claqueurwesen war auf dem römischen Theater nicht gewöhnlich, wohl aber auf dem Markte bei den Gerichtsreden, wo Redner, um des Beifalls gewiß zu sein, eine ansehnliche Menge gemeiner Leute durch Geld u. Geschenke bestechen ließen, die nach beendigter Rede applaudirten. Diese Claqueurs hießen in Rom mit dem griechischen Spottnamen Sophokles (kluge Rufer) od. latein. Laudicomi (d.i. Schmutzlober).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 624.
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