Armknochen

[742] Armknochen, die dem Arm u. bes. dem Ober- u. Vorderarm zur Grundlage dienenden Knochen. Es sind folgende: A) Oberarmknochen (Os brachii). der größte u. längste Knochen des Armes Man unterscheidet 2 Endtheile u. ein Mittelstück. a) Das obere Endtheil od. der Kopf (Caput), ist mit seinem aufwärts, ein- u. hinterwärts gekehrten, etwa 1/3 einer Kugel betragenden, überknorpelten Theile mit der Gelenkgrube des Schulterblattes in Verbindung u. an diese durch ein Kapselligament (s. Armbänder) befestigt. Unterhalb dieses Randes (Ringes) wird der verschmälerte, rundliche, kurze Theil des Kopfes, wodurch der Übergang in das Mittelstück bewirkt wird, als Hals (Collum), unterschieden. An dieser Übergangsstelle unterscheidet man 2 Höcker (Tubercula); der eine größere, äußere, ist dem Gelenkkopfe gerade entgegengesetzt u. durch 3 Muskeleindrücke, vom Ansatze des Ober- u. Untergräthenmuskels u. des kleinen, runden Muskels, ausgezeichnet; von ihm geht eine rauhe Linie (Spina), zu dem vordern Theile des Mittelstückes ab, an die sich oberwärts die Sehne des großen Brustmuskels, unter dieser die des Deltamuskels (s. Armmuskeln) befestigt. Der andere, um 3mal kleinere, innere, mehr noch als jener hervorspringend. Höcker liegt vor dem Kopfe u. zeigt nur 1 Muskeleindruck von dem Ansatze der Sehne des Unterschulterblattmuskels; von ihm geht ebenfalls eine, wiewohl nur schwache, rauhe Linie einwarts zum Mittelstück herab, an die sich der breiteste Rückenmuskel u. der große runde Muskel ansetzen (s. Armmuskeln). Zwischen beiden Linien bemerkt man eine starke, oben überknorpelte, unten flacher werdende Furche, worin die Sehne des 2köpfigen Armmuskels aufgenommen ist; b) das Mittelstück (Körper, eigentlich Röhrentheil des Knochens) ist nach innen u. vorn gewunden, zwar cylinderisch, aber bei Erwachsenen, durch die Wirkung der daran befestigten Muskeln, in etwas eckig, so daß man einen vorderen, inneren u. äußeren Winkel u. ebenso eine innere, äußere u. hintere Fläche zwischen denselben unterscheidet; c) der untere Endtheil (untere Extremität) ist breiter als der obere, doch nicht so dick, mehr platt u. hat überhaupt eine zusammengesetzte Form, die im Hauptsächlichsten jedoch der einer Rolle entspricht. Der äußere u. innere Winkel des mittleren Röhrentheiles laufen nämlich hier in 2 Gelenkhügel (Condyli). aus, in einen kleineren weniger hervorragenden äußern, u. einen größeren, stumpferen, rauhen inneren; an jenem haben die Streckmuskeln, an diesem die Beugemuskeln des Vorderarmes ihren oberen Ansatz. Zwischen beiden ragt ein länglichrunder, ungleicher, aber überknorpelter Gelenkfortsatz (Processus cubitalis) hervor, durch den der. Oberarmknochen mit den Vorderarmknochen articulirt. Der innere Theil desselben wird seiner Form wegen als Rolle (Trochlea), bezeichnet; um sie bewegt sich, bei Beugung u. Streckung des Vorderarmes, die große, halbmondförmige Aushöhlung der Ellenbogenröhre. Der äußere Theil des Gelenkfortsatzes heißt das Köpfchen (Capitulum) u. bildet eine kugelige, überknorpelte Erhabenheit, deren convexe Fläche mit der Gelenkhöhle des Kopfes der Speiche articulirt. Über dem Köpfchen, nach außen u. unten, an der vorderen Fläche der unteren Extremität, findet sich eine kleine flache Grube (Fossa anterior), in welche, bei starker Beugung des Vorderarmes, der Rand des Köpfchens der Speiche aufgenommen wird. Darneben einwärts liegt über der. Rolle eine tiefere, fast 3eckige Grube (Fossa anterior major), in welche, bei Beugung des Vorderarmes, der kronenförmige Fortsatz des Ellenbogenknochens tritt. Die hintere Fläche der unteren Extremität des Oberarmes ist dagegen durch eine tiefe, fast 3eckige Grube (Fossa posterior) ausgezeichnet, in welche, bei Streckung des Armes, der Ellenbogenknorren zu liegen kommt. B) Vorderarmknochen (Ossa cubiti s. antibrachii), die Speiche (Radius), der kleinere Röhrenknochen des Vorderarmes, liegt, wenn der Arm mit, dem Körper zugekehrter Handfläche an diesem herabhängt, nach vorn, ist etwas kürzer, als die Ellenbogenröhre, mehr cylindrisch u. oben dünner als unten. Am oberen Ende ist ein cylindrischer Kopf (Capitulum), mit einer, für das Köpfchen des Oberarmes bestimmten Gelenkfläche u. einem breiten, überknorpelten, mit dem halbmondförmigen Ausschnitt der Ellenbogenröhre articulirenden Rande. Unter dem Kopfe ist eine dünnere, rundliche Strecke (der Hals, Collum), an dessen unteren Theil eine starke Hervorragung (Protuberantia), zur Anlage des 2köpfigen Armmuskels (s. Armmuskeln) sich befindet. Der Körper (Corpus) od. das Mittelstück hat 3 Flächen u. [742] 3 Winkel; das untere Ende ist dicker u. breiter, als das obere, ißt ebenfalls Flächen u. Winkel mit mehreren Vertiefungen für Muskeln u. Sehnen unterscheiden, hat an der vorderen Fläche den Griffelfortsatz (Processus styloideus). Die hintere Fläche ist flach, überknorpelt, ausgehöhlt, hat einen halbmondförmigen Ausschnitt (Incisura semilunaris), welcher den Knopf der Ulna aufnimmt. Die Grundfläche (Gelenkhöhlung, Cavitas glenoidalis), ist 3eckig u. durch Bänder mit den Handwurzelknochen verbunden. C) Die Ellenbogenröhre (Ulna), der eine u. größere Röhrenknochen des Vorderarmes, bildet mit seinem oberen Ende das Ellenbogengelenk durch einen überknorpelten halbmondförmigen Ausschnitt (Cavitas semilunaris major), in welcher bei der Armbiegung u. Streckung die Rolle des Oberarmbeins sich bewegt. Hinterwärts geht der Ellenbogenknorpel (Olecranum), als ein starker, hakenförmiger Fortsatz ab, der sich bei gestrecktem Arm in die hintere tiefe Grube des Oberarmbeins legt, u. worauf man sich bei gekrümmtem Arm aufstützt. Vorwärts geht der kürzere Kronenfortsatz (Procesus coronoideus) stumpfspitzig ab, der, ebenfalls überknorpelt, bei der Armbiegung in eine flache Vertiefung über der Rolle des Oberarmbeins eingreift. Am äußeren Seitenrande findet sich ein kleiner, halbmondförmiger Ausschnitt (Cavitas semilunaris s. sigmoidea minor), in welchem der Kopf der Speiche bei seiner drehenden Bewegung sich frei bewegt. Das lange Mittelstück ist meist 3eckig. Das untere Ende läuft in einen rundlichen Knopf aus; vor- u. einwärts hat er eine convexe Gelenkfläche, an welche sich die Speiche mit ihrem Ausschnitt dafür fügt; unterwärts aber verbindet er sich mit dem Zwischenknorpel der Handwurzel; auswärts geht ein stielförmiger Fortsatz zur Befestigung dieses Zwischenknorpels, herab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 742-743.
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