Arzneikunst

[792] Arzneikunst (Heilkunst), die Geschicklichkeit u. Fertigkeit, von den erlangten Kenntnissen durch die Arzneikunde angemessenen Gebrauch zu machen, nicht auf bloßem Wissen, sondern auf einem ausgebildeten Talente beruhend. Sie hat sowohl Krankheitsverhütung durch angemessene Lebensordnung, als bes. Heilung, od. mindestens Linderung der Krankheiten zum Zweck. Die A. setzt, wenn sie nicht in Charlatanerie (s.d.) ausarten soll, gründliche Studien voraus, zugleich aber auch einen seltenen Verein physischer u. moralischer Eigenschaften. Sie hat nicht allein Heilung körperlicher Gebrechen, sondern, als psychische Medicin, auch geistiger Krankheiten zum Zweck u. streift in dieser Hinsicht an die Pädagogik, an die Staatslehre u. die Ethik; sie benutzt nicht allein körperliche Stoffe, sondern auch psychische Einwirkungen, durch Stillung od. auch Erregung von Leidenschaften, ist bald thätig u. operativ, bald abwehrend u. exspectativ. Die Grenzendes ärztlichen Handelns sind in den Grundsätzen befaßt: weder zu viel noch zu wenig, u.: weder verwegen noch furchtsam. In allen Kuren hat der Arzt 3 einander untergeordnete Rücksichten, sicher, geschwind u. angenehm (s. Asklepiades 4) zu heilen. Nach den dreifachen Quellen, woraus er seine Hülfe entnimmt, der diätetischen durch Regulirung der Lebensordnung, der curativen durch eigentliche Arzneimittel u. der operativen, od. kunstmäßigen Handanlegung, hat der Arzt, in der Idee, in Durchführung eines Heilplanes auch dreifache Assistenz nöthig, die der Krankenpflege, welche theils Angehörige u. Freunde, theils gedungene Wärter (Krankenwärter) übernehmen; die der Arzneibereitung, welche in einem wohlgeordneten Medicinalwesen einzig dem Apotheker zusteht; u. die des chirurgischen Wirkens, welche als Kunstfertigkeit eigener Art häufig auch von eigenen medicinischen Technikern (Chirurgen) geübt wird, wiewohl der Arzt sich ein um so größeres Verdienst erwirbt, wenn er vorkommenden Falls auch chirurgische Verrichtungen geschickt zu vollführen vermag. Zimmermann, Erfahrungen in der Arzneikunst, 3. Aufl., 2 Bde., Zürich 1787.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 792.
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