Austrocknen

[75] Austrocknen, von Sümpfen od. von nassen Stellen die Feuchtigkeit ableiten, um diese dadurch benutzbar zu machen. Denn ein Überfluß an Feuchtigkeit hält das Wachsthum der Pflanzen zurück u. macht den Boden unbestellbar u. unfruchtbar. Soll ein so feuchtes od. nasses Grundstück ausgetrocknet werden, so sind zunächst die Ursachen der Nässe zu erforschen. Dieselben bestehen: in sichtbaren Zuflüssen von der Seite; hier legt man entweder oberhalb des zu entwässernden Grundstücks od. an der Grenze desselben Fanggräben mit Gefälle an, od. man zieht durch die tiefste Stelle desselben einen Hauptabzugsgraben bis zur oberen Grenze hin u. läßt von dort Fanggräben nach den Seiten hin so ausgehen, daß sie von dem Hauptabzugsgraben an seitwärts steigen. Oder in nachweisbaren Quellen von unten; hier muß man vor jeder Quelle einen Abzugskanal anlegen, die man zusammen in einen Hauptkanal führt. Ferner in den atmosphärischen Niederschlägen; hier besteht die Entwässerung in der Anlage von Abzugsgräben; diese können entweder offen od. bedeckt sein. Durch offene Gräben wird aber dem Ackerlande eine große Fläche entzogen, ihre Unterhaltung erfordert vielen Aufwand, sie erschweren die Bestellung u. begünstigen den Aufenthalt schädlicher Thiere u. Pflanzen. Deshalb sind bedeckte Gräben vortheilhafter; man unterscheidet 3 verschiedene Arten derselben: solche, welche mit Steinen aller Art, Holz, Reißig, Rasen, Stroh etc. in der Art angefüllt werden, daß zwischen dem Füllmaterial angemessen hoch gute Erde gebracht wird; solche, welche aus Hohlziegeln hergestellt werden, die einen durchgehenden Abzug bilden; durch die Drainirung (s.d.). In Italien leitet man das mit Schlamm u. Erde geschwängerte Wasser gleich auf die auszutrocknenden Stellen u. schließt es durch Dämme ein, u. wenn sich Schlamm u. Erde niedergesetzt haben, läßt man das Wasser durch Öffnen der Gräben wieder ab. Man nennt dieses Verfahren dort Colmata. Dies Verfahren war vielleicht schon den alten Etruskern, aber gewiß seit dem 12. Jahrh. bekannt. Zuweilen bedient man sich aus Mangel an Gefäll der Austrocknungsmaschinen (Austrocknungsmühlen), wie die Holländerin, Fluttermühle, Schwanz- od. Steertmühle, das Segelrad, die Kochermühle (s.d. a.), vom Wind, Fließwasser od. Dampfmaschinen getrieben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 75.
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