Balbo

[235] Balbo, Graf Cesare B, geb. 21. Nov. 1789 zu Turin, erhielt schon in seinem 18. Jahre als Secretär eine Anstellung im Staatsrathe, widmete sich später dem Militärstande, begleitete 1815 seinen Vater, welcher den Gesandtschaftsposten Sardiniens zu Madrid erhielt, nach Spanien u. verwaltete 1818 kurze Zeit dessen Amt; 1819 kehrte er nach Turin zurück u. wurde zum Major ernannt. Bei der revolutionären Bewegung 1820 mit zur Untersuchung gezogen, ward er zwar freigesprochen, mußte jedoch sein Vaterland verlassen u. hielt sich theils in England, theils in Frankreich auf, wo er sich mit historischen u. politischen Studien beschäftigte. Nach vierjähriger Verbannung erhielt er 1824 die Erlaubniß zur Rückkehr in sein Vaterland; amtlos, fuhr er fort, sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. 1848 ward er in das erste constitutionelle Ministerium in Piemont berufen u. führte vom März bis Juli in diesem den Vorsitz; als Casati das Präsidium des Cabinets am 6. Juli übernahm, ward B. nach Rom gesandt, um vom Papst die Zustimmung für die Reformen in Sardinien u. Italien überhaupt zu erlangen, welche Mission jedoch gänzlich mißlang. Nach seiner Zurückkunft trat er für Turin in die Nationalversammlung, zeigte sich aber hier durchaus conservativ. Nach dem Tode des Königs Karl Albert, mit dem er schon in früheren Jahren in freundlicher Verbindung gestanden hatte, entsagte er allen öffentlichen Beziehungen, lebte nur seinen Studien u. st. am 3. Juni 1853. Am 8. Juli 1856 wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Er war Mitbegründer des Risorgimento, von dessen Redaction er sich jedoch bald zurückzog, u. schr.: Geschichte Italiens (bis Karl d. Gr.); Compendium der Geschichte Italiens, 5. A., Bastia 1849; Historische Meditationen, das Leben Dantes; Speranze d'Italia 1843, 3. A. 1846 (auch ins Französische übertragen), u. übersetzte den Tacitus u. Leo's Entwickelung der Verfassung der lombardischen Städte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 235.
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