Berthŏllet

[657] Berthŏllet (spr. Bertolleh), Claude Louis Comte de B., geb. 1748 in Talloire in Savoyen, studirte Medicin u. wurde Arzt des Herzogs von Orleans u. 1794 Professor der Chemie an der Normalschule zu Paris; 1796 ging er nach Italien, um die erbeuteten Kunstdenkmäler auszusuchen, folgte Napoleon nach Ägypten u. kam 1799 zurück, wurde nach dem 18. Brumaire Mitglied des Erhaltungssenats u. 1804 Reichsgraf; er erhielt die Senatorie von Montpellier, präsidirte im Mai 1806 dem Wahlcollegium der OPyrenäen, stimmte für Napoleons Abdankung u. für Aufstellung eines Pariser Gouvernements u. wurde 1814 Pair. Als solcher war er immer eifriger Vertheidiger des constitutionellen Princips u. st. 1822. Auf seinem Landhaus zu Arcueil hatte er die Société d'Arcueil, einen Verein von jungen Physikern u. Chemikern, gebildet, die unter seiner Leitung die analytische Chemie praktisch trieben u. 3 Bde. Mémoires herausgaben. B. entdeckte die Zusammensetzung des Ammoniaks, untersuchte die Chlorine, das chlorinsaure Kali, die Anwendungen von jener zum Bleichen (Bertholletsche Bleichflüssigkeit, s.u. Bleiche), von diesem zur Bereitung eines bes. wirksamen Schießpulvers (s. Bertholletsches Schießpulver), erfand das Knallsilber (Bertholletsches Knallpulver), stellte eine chemische Statik u. die Gesetze der Verwandtschaft in der Chemie auf, gab das Auskohlen der Gefäße zur Anfbewahrung des Wassers auf Schiffen an etc. Er trug am meisten zur Reformation der chemischen Nomenclatur in der Schrift: Methode de nomenclature chimique, Par. 1787, bei u. schr. noch: Eléments de l'art de la teinture, ebd. 1791 (u. A. 1805, 2 Thle., übersetzt von Gehler, Berl. 1806); De l'art du blanchiment des toiles par l'acide muriatique oxigène, Par. 1795; Recherches sur les lois de l'affinité, ebd. 1801 (deutsch von Fischer, Berl. 1802); Essai de statique chimique, Par. 1803 (deutsch von Bartholdy, ebd. 1811).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 657.
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